Die katholischen Bischöfe
der USA wehren sich gegen Kritik an ihrer Haltung zur Abtreibung, die Nancy Pelosi,
die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, geäußert hat. Pelosi verkenne die Geschichte
und die Natur des Einsatzes der katholischen Kirche gegen die Abtreibung, heißt es
in einer Erklärung der Bischöfe. Die US-Politikerin hatte in einer Talkshow gesagt,
es komme nicht der katholischen Kirche zu, zu definieren, wann das menschliche Leben
beginne. Pelosi ist bekennende Katholikin, genauso wie der demokratische Vizepräsidentschaftskandidat
Joe Biden. Auch er befürwortet die Wahlfreiheit der Frau in Sachen Abtreibungen, weswegen
Kirchenvertreter seine Nominierung kritisierten. Unter den amerikanischen Katholiken
gibt es aber bei weitem nicht nur solche kritischen Stimmen zu Biden, betont der USA-Politikfachmann
Ferdinand Oertel:
"Seine Nominierung ist unter Katholiken teils begeistert
aufgenommen worden, weil er eben offen zugibt, aktiver Katholik zu sein und sich regelrecht
an der katholischen Soziallehre orientiert. Er hat einmal gesagt: 'Das war das Neue
des Konzils, da durfte man diese Dinge noch alle offen diskutieren." Bei anderen Katholiken
hat es allerdings Kopfschmerzen hervorgerufen, weil er sich für das Recht der Frau
auf Abtreibung, für die Rechte der Homosexuellen - etwa auch im Hinblick auf Eheschließung
- und für embryonale Stammzellenforschung ausgesprochen hat."
Man
müsse solche Aussagen jedoch immer vor dem Hintergrund betrachten, dass Biden Politiker
sei und als solcher "pragmatisch" an die Dinge herangehen wolle, so Oertel. Die Haltung
Bidens sei oftmals differenzierter, als es in seinen Formulierungen zum Ausdruck komme:
"Das
zeigt also, dass man nicht immer von den auch politisch extrem formulierten Aussagen
ausgehen kann, grade auch im Hinblick auf die Abtreibung. Biden hat kürzlich auch
gesagt, er teilt durchaus die katholische Meinung, dass das menschliche Leben mit
der Empfängnis beginnt, möchte aber als Politiker pragmatisch - wie die Amerikaner
sind - an die Dinge herangehen und weiß, dass eine Reform der Abtreibungsfreigabe
nur dann möglich ist, wenn es die politischen Mehrheiten gibt."