In Orissa bleibt die
Lage derweil angespannt. Nach dem Mord an dem Hinduführer wurden zwei Ordensgeistliche,
ein Steyler und ein Jesuit, in einem Jugendzentrum in Duburi entführt und im Wald
misshandelt, bevor sie fliehen konnten. Die Schulen im Bundesstaat blieben am Mittwoch
aus Angst vor weiteren Übergriffen geschlossen. Aus Protest bleiben am Freitag alle
14.000 katholischen Schulen und Bildungseinrichtungen im Land geschlossen. Am 7. September
ist ein landesweiter Buß- und Fasttag vorgesehen. Der Vorsitzende Kardinal Varkey
Vithayathil von Ernakulam-Angamaly forderte bei einer Pressekonferenz am Dienstag
die Christen dazu auf, friedliche Protestmärsche zu organisieren. Der Apostolische
Nuntius in Indien, Erzbischof Pedro López Quintana sieht fundamentalistische Splittergruppen
hinter der Gewalt.
„Bei einigen steht auch eine Ideologie im Hintergrund,
die nazistisch und totalitär ist. Das Ziel dieser Gruppierungen ist es, einen fundamentalistischen
Staat zu erzwingen. In einigen Staaten Indiens haben sie dafür einen fruchtbaren Boden
gefunden, in anderen wieder gelingt es ihnen nicht, die Bevölkerung für sich zu gewinnen.“
Eigentlich
handelt es sich um einen sozialen Konflikt, so der Erzbischof.
„Die Religion
wird missbraucht als ein Mittel zur Manipulation. In diesem Fall wird das Christentum
als eine Fremdreligion dargestellt, gegen die man kämpfen müsse. Sie verdrehen die
Tatsachen, indem sie behaupten, Christen würden Zwangsbekehrungen durchführen, was
jedoch gesetzlich verboten ist. Es gibt viele absurde Anschuldigungen.“
Die
gut funktionierende interreligiöse Zusammenarbeit auf dem Subkontinent könne auch
nicht durch die jüngsten Ereignisse getrübt werden, meint der Vatikandiplomat.
„Wir
sind davon überzeugt, dass – wie schon nach den Übergriffen nach Weihnachten – die
Vertreter anderer Religionen die ersten sein werden, die uns die Hand reichen werden.
Außerdem möchte ich unterstreichen, dass die Kirche in Indien, wie die Bischöfe sagen,
trotz dieser furchtbaren Gewalttaten daran festhält, zum Wohl der Menschen zu arbeiten,
vor allem für das der Ärmsten. Wenn diese Gruppen glauben, uns durch Angst von unserer
Mission abbringen zu wollen, dann haben sie sich getäuscht. Die Kirche wird ihre Mission
der Liebe weiterführen und die Liebe Gottes allen zeigen, besonders den Schwachen.“
Der
Bundesstaat hat derweil die Sicherheitskräfte vor Ort verstärkt. Mehrere Polizeikontingente
und paramilitärische Einheiten wurden in die Krisenregion verlegt. Bei dem Mord an
dem Hinduführer geht die Polizei von maoistischen Rebellen aus, Hindu-Fundamentalisten
machen hingegen Christen für die Bluttat verantwortlich.