Der Apostel und Missionar
Paulus soll nach den Worten von Papst Benedikt XVI. ein Vorbild für Christen sein,
„mutige Zeugen des Evangeliums in Wort und Tat zu sein“. Von Paulus lasse sich lernen,
die Sorgen der Nationen zum Gegenstand des persönlichen Gebets und des missionarischen
Engagements zu machen, sagte der Papst bei seiner Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan.
In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte er die Biografie des Völkerapostels.
„Liebe
Brüder und Schwestern! Heute wollen wir die Reihe unserer Mittwochskatechesen über
den Apostel Paulus fortsetzen und uns hierbei zunächst einige wichtige Etappen seines
Lebens anschauen. Biographische Eckdaten wie sein Geburtsjahr und das erreichte Lebensalter
sind uns nicht genau bekannt. Paulus selbst bezeichnet sich im Brief an Philemon als
einen alten Mann (vgl. Phlm 9), was nach damaliger Vorstellung ein Alter von etwa
60 Jahren besagt. Wenn dieser Brief, wie es die Überlieferung will, in der Gefangenschaft
kurz vor seinem Tod um 67 n. Chr. geschrieben worden ist, dann wäre Paulus etwa im
Jahre 8 geboren. Dieser Berechnung folgt die Kirche, wenn sie heuer das Paulusjahr
begeht. Paulus hieß eigentlich Saulus und wurde in Tarsus in der heutigen Türkei in
eine jüdische Familie hineingeboren. Er sprach auch griechisch und besaß das römische
Bürgerrecht. Vom Vater hatte er vielleicht den Beruf eines Zeltmachers erlernt. Daneben
erhielt er eine strenge religiöse Erziehung, die er in Jerusalem bei dem berühmten
Rabbi Gamaliël noch vertiefte. Als eifrigem Juden war ihm der neue Weg der Christen
ein großes Ärgernis, den er hart verfolgte. Nachdem er jedoch in einer Vision bei
Damaskus Jesus selbst begegnet war, ließ er sich taufen und sein Hass wandelte sich
in glühende Christusliebe. Auf drei Missionsreisen nach Zypern, Kleinasien und Griechenland
wurde er zum Apostel der nicht-jüdischen Völker, hat die Weltkirche begründet und
festigte seine Mission durch zahlreiche Briefe an die von ihm gegründeten Gemeinden.
Paulus war mit drei Kulturen – der jüdischen, der griechischen und der römischen –
vertraut und daher besonders befähigt, verschiedenen Geisteswelten die Frohbotschaft
Christi zu eröffnen. Unermüdlich widmete er sich diesem Auftrag, getreu seiner Maxime:
„Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben“
(1 Kor 9, 23). Sehr herzlich grüße ich die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher
Sprache, die vielen jungen Menschen und besonders die Ministranten aus der Steiermark.
Der heilige Paulus sei uns allen ein Vorbild, mutige Zeugen des Evangeliums in Wort
und Tat zu sein. Ich wünsche euch von Herzen eine gute Zeit in Rom.“
Weil
sich nach Vatikanangaben rund 8.000 Personen zu dem Treffen mit dem Papst angemeldet
hatten, fand der Termin wieder in der vatikanischen Audienzhalle statt. Die beiden
Wochen zuvor hatte Benedikt XVI. Pilger und Besucher an seinem Sommersitz Castelgandolfo
südlich von Rom empfangen. Besonders stürmisch begrüßten 600 Ministranten aus der
Steiermark den Papst, die mit Tücherwinken auf sich aufmerksam machten. Benedikt XVI.
war sichtlich erfreut über die lebhaften Pilger aus Österreich.