Der Moskauer Patriarch
Alexij II. besucht erstmals seit elf Jahren Österreich. Auf Einladung von Kardinal
Christoph Schönborn und des Wiener russischen Bischofs Hilarion (Alfejew) nimmt er
kurz vor Weihnachten an der Weihe der restaurierten Wiener Nikolauskathedrale teil.
Sie ist die größte russisch-orthodoxe Kathedrale im westlichen Ausland. Alexij war
zuletzt im Juni 1997 anlässlich der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung
in Österreich.
Der Wiener Ökumeniker und Professor für Patrologie und Ostkirchenkunde,
Rudolf Prokschi, fordert indes mit Nachdruck, den erarbeiteten Konsens in der Ökumene
mit der Orthodoxie voranzutreiben.
„Es gibt keine gravierenden theologischen
Unterschiede zwischen der katholischen Kirche und der Orthodoxie. Wir haben Unterschiede
in der Ekklesioligie, in der Frage, wie man Kirche organisiert und welche Vorrangstellungen
und Ämter es gibt. Wir haben Unterschiede in der Praxis der Sakramentenspendung, im
Feiern der Liturgie, in den Frömmigkeitsformen. Aber vom Grundbestand her sehe ich
im Grunde nichts, was uns trennen müsste.“
Die Frage nach den kirchentrennenden
Hindernissen müsse heute umgekehrt werden. „Haben wir heute noch Gründe, am Skandal
der Kirchenspaltung festzuhalten?“, fragt Prokschi im Gespräch mit der Agentur Kathpress.
Das Problem derzeit bestehe jedoch darin, diesen theologischen Konsens an die kirchliche
Basis zu vermitteln, so Prokschi. Wenn dies nicht gelinge, sei aller Dialog in den
Kommissionen umsonst.
„Es muss mehr gelingen, auch auf der normalen Ebene
des Zusammenlebens Begegnungen zu schaffen. Ein russischer Metropolit soll einmal
gesagt haben, die Mauern zwischen unseren Kirchen reichen nicht bis zum Himmel. Meine
Hoffnung, dass wir dann oben wieder zusammen sind.“ (kap 26.08.2008 bp)