Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber,
hat erneut die Theologie von Papst Benedikt XVI. kritisiert. Dessen Denken über Glaube
und Vernunft stehe in der Gefahr, die Geistesgeschichte der Neuzeit einfach als Verfallsgeschichte
zu deuten, sagte der Berliner Bischof der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Thesen
des Papstes seien „isoliert“ einem platonischen Vernunftverständnis verpflichtet.
Eine evangelische Perspektive achte hingegen den geschichtlichen Charakter menschlicher
Vernunft, so Huber. Hintergrund ist die Auffassung von Benedikt XVI., durch eine „Enthellenisierung
des Christentums“ gehe der Zusammenhang von Glaube und Vernunft verloren. Entsprechend
hatte sich der Papst etwa in der Regensburger Rede vom September 2006 geäußert. Zu
den Wellen der Enthellenisierung zählte der Papst dabei auch die Reformation sowie
die liberal-protestantische Theologie des 19. und 20. Jahrhunderts. Ratsvorsitzender
Huber betonte jedoch gegenüber der FAZ, der Zugewinn an Freiheit, mit dem auch eine
„Historisierung der Vernunft“ verbunden sei, bedeute keinen Abfall vom Glauben. (kna
26.08.2008 bp)