Die Warnung Papst
Benedikts vor dem Aufkommen neuer Nationalismen im Zug des Kaukasuskonflikts ist auch
von den orthodoxen Kirchen in der Region vernommen worden. Das sagt Marko Tomasehk,
Kaukasus-Fachmann des Hilfswerks Kirche in Not / Ostpriesterhilfe für die Länder der
ehemaligen Sowjetunion. Der Appell des Papstes kann dazu beitragen, dass sich die
einzelnen Landeskirchen füreinander öffnen, sagt Tomashek:
"Hier haben
wir eine byzantinische Tradition, wo Staat und Kirche sehr eng verflochten wurden
und es gibt eine neue Dimension hier. Es kann sein, dass die orthodoxen Kirchen jetzt,
da es sozusagen zu einem Bruderkrieg gekommen ist, reflektieren im Hinblick auf diese
Aussage des Papstes. Und vielleicht wenden sie es an in ihrer eigenen Situation, also,
dass man diese enge Verknüpfung zwischen Kirche und Staat sprengt und dadurch den
Staat entlässt in eine Existenz, die ein bisschen anders ist als in der Vergangenheit
und dass man vielleicht auch offen ist für den anderen. Denn in dem Moment, wo Staat
und Kirche als eine Symbiose verstanden werden, ist wenig Platz für andere in dieser
Konstellation. Es könnte sein, dass der Appell des Papstes einen Denkanstoß auslöst."
Papst
Benedikt hatte nach dem öffentlichen Angelusgebet am Sonntag vor der Rückkehr des
Nationalismus und dem wachsenden Misstrauen zwischen den Völkern gewarnt. Kardinalstaatssekretär
Tarcisio Bertone formulierte in einem Gespräch mit Journalisten: "Die Stürme des Kalten
Krieges sind noch nicht vorüber und die Beziehungen zwischen Ost und West haben Risse
bekommen." (rv 25.08.2008 wh)