Der „Ökumenische Rat
der Kirchen“ feiert runden Geburtstag: An diesem Samstag, dem 23. August, jährt sich
die Gründung der Vereinigung zum 60. Mal. Derzeit sind im Weltkirchenrat 349 Kirchen
vertreten, darunter protestantische, orthodoxe und anglikanische, die zusammen 560
Millionen Mitglieder haben. Die größte Herausforderung des Weltkirchenrates bleibt
im 21. Jahrhundert die Einheit, sagte uns der Generalsekretär Samuel Kobia.
„Viele
unserer Mitgliederkirchen haben heute ernste Probleme mit neu aufkommenden Konfessionen
und Abspaltungen. So gehen viele Anglikaner, Methodisten und Presbyterianer in Kirchen,
die eigentlich nicht ihre sind. Wir haben auf der einen Seite Bemühungen, die Unterschiede
zwischen unseren Doktrinen zu überwinden. Auf der anderen Seite sehen die jüngeren
Generationen in den unterschiedlichen Doktrinen heute keine großen Hindernisse mehr
für ihre Beziehungen mit anderen Christen.“
Vor allem zwischen der orthodoxen
und den protestantischen Kirchen – den beiden größten Fraktionen im Weltkirchenrat
– gibt es im Weltkirchenrat starke Spannungen.
„Wir beobachten, dass bestimmte
ethische Fragen zu echten Spaltpilzen werden. Jede Kirche versucht ihren Weg zu finden,
mit Homosexualität, Abtreibung oder Stammzellforschung umzugehen. In diesen Themen
sehe ich Gefahr für tiefere Spaltungen sogar innerhalb der einzelnen Konfessionen.“
Als großen Erfolg der 60-jährigen Arbeit des Weltkirchenrates verbucht
Kobia die wechselseitige Anerkennung der Taufe. Bei der gemeinsamen Feier des Abendmahles
dagegen ist keine Einigung in Sicht. – Zur Frage, ob die katholische Kirche in Zukunft
Mitglied des Weltkirchenrates werden sollte, sagt Kobia zu Radio Vatikan:
„Die
katholische Kirche war ein starker Partner in unserer Arbeit, was Glauben und Kirchenverfassung
betrifft. Andernfalls würde uns ein wichtiger Beitrag zur Suche nach Einheit fehlen.
Die Debatte um eine Vollmitgliedschaft der Katholiken im Weltkirchenrat ist so alt
wie der Weltkirchenrat selbst. Doch wir sind eine Mitgliederorganisation, die nationale
Kirchen bzw. Konfessionen umfasst. Die katholische Kirche dagegen sagt: Seht, wir
sind eine globale Kirche. Deshalb wäre ihre Mitgliedschaft bei uns sozusagen eine
Anomalie. Ich würde gerne einen anderen Weg anregen: Mehr Beteiligung der Katholiken
in der Zusammenarbeit auf nationaler Ebene.“
Der Weltkirchenrat sitzt
in Genf. Bereits am Freitag feierte die Vereinigung in Jubiläum in Nieuwe Kerk in
Amsterdam - dort wurde der Ökumenische Rat der Kirchen vor 60 Jahren feierlich aus
der Taufe gehoben. (rv 23.08.2008 gs)