Vor genau 40 Jahren
besuchte erstmals ein Papst Lateinamerika: Paul VI. bereiste Kolumbien. Die Versammlung
der Bischöfe aus den süd- und mittelamerikanischen Ländern und der Karibik, die er
eröffnete, ging unter dem Namen des kolumbianischen Tagungsortes "Medellin" in die
Geschichte der Kirche ein. Der Grund: Medellin gilt als ein Wendepunkt dieser Geschichte
- als Beginn der Hinwendung der Kirche zu den Armen aus dem Geist des Evangeliums
und des II. Vaticanum. Mit der Reise Pauls VI. waren hohe Erwartungen verbunden, die
der Papst auch selbst in Worte fasste: „Wir selber staunen, unter
euch zu sein. Der erste Pastoralbesuch des Papstes ist sicherlich nicht nur ein gewöhnliches
Tages-Ereignis. Ich glaube, es handelt sich um eine historische Begebenheit, die eingeschrieben
ist in die lange, komplexe und mühsame Geschichte der Evangelisierung dieses riesigen
Landes; und durch dieses Ereignis bestätigt die Kirche sie, nimmt sie an, unterstreicht
ihre Gültigkeit, feiert sie und schließt sie zugleich historisch ab. Und durch eine
prophetische Fügung der Umstände fällt hier und heute der Startschuss für ein neues
Kapitel des kirchlichen Lebens. Wir glauben, uns dieser gesegneten Stunde bewusst
zu sein, die - wie es die göttliche Vorsehung will - einen Schlussstrich zieht und
zugleich eine entscheidende Bedeutung hat für die Zukunft.“
Und
tatsächlich hat der Besuch des Papstes Bewegung in die Weltkirche gebracht, vor allem
in die Einstellung gegenüber Lateinamerika. Das sagt Michael Huhn vom Bischöflichen
Hilfswerk Adveniat:
„Auf einmal stand Lateinamerika im
Mittelpunkt, vorher war das, was in der Kirche passierte, im Wesentlichen von Europa
geprägt. Europa war innerkirchlich der gebende Kontinent. Und jetzt kommt auf einmal
ein Aufbruch, der nicht in Europa beginnt, sondern den die Weltkirche der europäischen
und auch der deutschen Kirche geschenkt hat. Es gab eine große Konjunktur an Interesse
an lateinamerikanischer pastoraler Praxis, es wurden Katechismen übersetzt. Gibt es
in Lateinamerika Gemeindemodelle, von denen wir lernen können? All das war vorher
nicht gewesen, all das hat mit Medellín begonnen, dass Lateinamerika kirchlich wichtig
wird."