Papst Benedikt XVI. hat dem Diözesanadministrator des Bistums Bozen-Brixen, Josef
Matzneller, einen Kondolenzbrief geschrieben. Benedikt lobt darin die Rolle und den
Einsatz des kürzlich verstorbenen Bischofs Willhelm Egger. Die Kirche habe mit Bischof
Egger „einen gelehrten wie liebenswürdigen und frommen Hirten verloren“, schreibt
der Papst. Benedikt merkt in dem Schreiben persönlich an, dass er dem Verstorbenen
immer wieder bei seinen Sommeraufenthalten begegnen durfte. – Die Beisetzungsfeierlichkeiten
für den Südtiroler Bischof Wilhelm Egger finden an diesem Donnerstag im Dom von Brixen
statt.
(rv 21.08.2008 mg)
Hier finden Sie den offiziellen deutschen
Wortlaut des Briefes
Dem hochwürdigsten Herrn Lic. Josef Matzneller Diözesanadministrator
des Bistums Bozen-Brixen Die Nachricht vom unerwarteten Ableben von Bischof
Wilhelm Egger hat mich tief getroffen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich Ihnen und
den Gläubigen Ihrer Diözese in dieser Zeit der Trauer nahe bin und ich mich mit Ihnen
allen im Gebet für den Verstorbenen verbinde. Nicht nur die Diözese Bozen-Brixen,
sondern die ganze Kirche hat mit Bischof Wilhelm Egger einen gelehrten wie liebenswürdigen
und frommen Hirten verloren, der unermüdlich den Menschen die Frohbotschaft Christi
brachte, die ihm ja in der Priester- und Bischofsweihe in besonderer Weise anvertraut
worden war. Auch für mich persönlich bedeutet der Tod von Bischof Wilhelm Egger, der
mir ein lieber Freund war und den ich noch vor einer Woche bei meinem Abschied von
Brixen grüßen konnte, ein schmerzlicher Verlust. Immer wieder bin ich Bischof Egger
bei meinen Sommeraufenthalten in den vergangenen Jahren und bei vielen anderen Gelegenheiten
begegnet. Er hat sich sehr dafür eingesetzt, dass ich auch heuer im schönen Südtirol,
diesem Land, wo Kunst und Kultur sich mit der Güte der Menschen in einer wunderbaren
Harmonie verbinden, meinen Urlaub verbringen durfte.
Bischof Egger hatte eine
tiefe Beziehung zur Heiligen Schrift, die sein Leben ganz durchdrungen und geformt
hat. Einen weiteren Schwerpunkt seines geistlichen Lebens machte die heilige Eucharistie
aus. Er feierte stets mit tiefem seelsorglichem Eifer die Sonntagsmesse mit den Gläubigen
seiner Diözese. Die Liebe zum Wort Gottes und die Heiligung des Sonntags bilden gleichsam
das besondere Vermächtnis des Bischofs Egger, das jeder Gläubige und jede Pfarrgemeinde
bewahren mögen, auf das die Begegnung mit dem liebenden Gott der Offenbarung ihre
Lebensmitte bilde. Die grundsätzliche Beziehung zu Gott, die immer auch eine brüderliche
Beziehung zum Nächsten sein muß, ist nämlich wesentlicher Teil des Lebens.
Ein
Leitgedanke seines letzten Hirtenwortes lautete: „Gerufen zur Nachfolge der Liebe“.
Dies verdeutlicht gut das Leben dieses großherzigen Kirchenmannes als Christ, als
Ordensmann und als Bischof. Sein Vorbild ist eine Einladung an jeden von uns, sich
auf die Liebe Gottes einzulassen und seiner Liebe mit einem konsequenten Einsatz zu
entsprechen, um eine echte „Nachfolge in der Liebe“ im eigenen Leben zu verwirklichen.
Bitten wir den großen und barmherzigen Gott, dass Er seinen treuen Diener in sein
Haus aufnehmen und ihm nun den Tisch der ewigen Freuden bereiten möge. Von Herzen
erteile ich allen, die im Gebet und im Messopfer des verstorbenen Bischofs gedenken,
den tröstenden Apostolischen Segen. Aus Castel Gandolfo, am 20. August 2008