Angesichts immer neuer
Fälle von Datenmissbrauch in Deutschland haben Verbraucher- und Datenschützer schärfere
Gesetze gefordert. Auch die katholische Kirche wäre davon betroffen. Das bestätigt
der Vorsitzende der Konferenz der Datenschutzbeauftragten für die katholische Kirche
in Deutschland, Siegfried Fachet, gegenüber dem Kölner Domradio.
„Die Kirche
hat eine Fülle von Daten gespeichert. Es kommt immer darauf an, in welchen Bereich
man sie suchen möchte. Beispielsweise gibt es in einem kirchlichen Krankenhaus andere
Daten als in einem kirchlichen Kindergarten. Die katholische Kirche – das gilt auch
für die evangelische Kirche und anderen Religionsgemeinschaften in Deutschland – haben
eigenständige Datenschutzanordnungen, die im Prinzip das gleiche wiedergeben, was
im Bundesdatenschutzgesetz steht. Unsere personenbezogenen Daten, die wir speichern
und verwalten und nach bestimmten Kriterien weitergeben, unterliegen dem vergleichbaren
Schutz wie die Daten, die in jedem deutschen Rathaus oder in einer anderen Bundesbehörde
aufbewahrt werden.“
Die Kirche verwalte Daten, die auch einen wichtigen
historischen Wert haben. Dennoch müsse immer der Personenschutz Vorrang haben, sagt
Siegfried Fachet.
„Ich will dazu ein Beispiel erzählen. Vor einigen Jahren
wurde ich gefragt, ob aus einer Eintragung in einem der vielen historischen Geburtsbücher
der Kirche nachvollziehbar ist, dass ein angesehener Kaufmann in irgendeiner Stadt
in Deutschland sehr wahrscheinlich ein Inzestproblem mit dem eigenen Kind hatte. Diese
Information ist für die Historiker interessant und wichtig. Doch solche Sachverhalte
können bei einer heutigen Veröffentlichung natürlich nicht unter historischer Wahrheit
laufen, denn auch hierbei geht es um Persönlichkeitsrechte des Einzelnen.“