Die katholische Kirche
in Pakistan hofft nach dem Rücktritt von Staatpräsident Pervez Muscharraf auf mehr
Religionsfreiheit. Dem Parlament des islamisch geprägten Staates werde binnen zwei
bis drei Monaten ein Reformantrag für die Verfassung vorliegen, der die Anerkennung
religiöser Minderheiten beinhalte, kündigte der Sekretär der kirchlichen Menschenrechtskommission
„Justitia et Pax“ in Pakistan, Peter Jacob, laut Meldung des römischen Pressedienstes
asianews am Dienstag an. Vertreter nichtislamischer Religionen sollten auch eine aktive
Rolle in der pakistanischen Regierung übernehmen, so Jacob. Man wolle mit allen Kabinettsmitgliedern
zusammentreffen, um die Probleme der Minderheiten zu erörtern. Die zahlenmäßig unterlegenen
Glaubensgemeinschaften müssten ihre Forderungen jetzt „mit großer Sorgfalt“ formulieren,
betonte Jacob. Den Rücktritt Muscharrafs bezeichnete Jacob als einen „Fortschritt“
für die christliche Minderheit. Eine andere Einschätzung vertritt der Leiter des
„Theologischen Instituts für Laien“ in Lahore. Der katholische Priester Emmanuel
Asi lobt gegenüber Radio Vatikan das Engagement des 65-jährigen für die Christen Pakistans.
„Er war sehr, sehr gut - von Anfang an. Er setzte sich gegen religiösen
Fundamentalismus sowie religiösen Terrorismus ein, und er förderte die Demokratisierung
Pakistans.“
Musharrafs Kampf gegen den islamischen Extremismus war auch
der Grund, warum sich der Ex-Premier lange auf die Unterstützung durch die Vereinigten
Staaten verlassen konnte. Musharraf kämpfte gegen die von pakistanischen Boden ausgehende
Hilfe für islamische Terroristen im angrenzenden Afghanistan. Dies gelang ihm aber
immer schlechter, so dass auch die Bush-Administration zunehmend auf Distanz ging.
Für die rund 1,2 Millionen Katholiken in der föderalen islamischen Republik hatte
Musharraf, der an christlichen Schulen ausgebildet wurde, einiges übrig, sagt Pfarrer
Asi:
„Er privatisierte die zuvor verstaatlichten Schulen und gab sie den
Christen zurück. Er führte ein Wahlsystem ein, in dem die Christen gleichermaßen wahlberechtigt
waren. Das gab uns eine Menge Nationalgefühl.”
Wie es in Pakistan, das
vor einem Jahr seinen 50. Geburtstag und die Trennung vom hinduistischen Indien feierte,
nun weitergeht, ist unklar. Das Militär, das sich 1999 mit Musharraf an die Macht
putschte, erklärte zwar, sich aus dem aktuellen Konflikt heraushalten zu wollen. Experten
sind sich jedoch nicht sicher, ob sich die Generäle Pakistans zurückhalten werden.
Emanuel Asi schaut aber optimistisch in die Zukunft Pakistans, in dem insgesamt 162
Millionen Menschen leben:
„Wir werden sicher ein paar Probleme bekommen.
Aber wir sind uns auch sicher, dass der Prozess der Demokratisierung unseres Landes
vorankommen wird.“