Ecuador: Startschuss für neue Mission in Lateinamerika
Mit einem Gottesdienst
in Quito hat am Sonntag der Lateinamerikanische Bischofsrat (CELAM) den Beginn einer
großen kontinentalen Mission verkündet. Etwa 30.000 Menschen nahmen an der Messe teil,
deutlich mehr als erwartet. CELAM-Präsident Erzbischof Damasceno Assis rief die Christen
in Lateinamerika dazu auf, sich besonders den Bedürfnissen der Leidenden zu widmen
und für eine gerechte, solidarische und friedliche Gesellschaft zu wirken.
„Ich
glaube dass wir in Lateinamerika vor einer großen Herausforderung stehen. Wir brauchen
eine ‚pastorale Bekehrung’. Das meint die Notwendigkeit, auch unsere Organisation
und unsere Institutionen zu evaluieren. Sind unsere Pfarreien noch missionarische
Gemeinschaften? Oder haben wir nur eine Pastoral der Besitzstandswahrung?“
Die
Missionsinitiative war im Mai 2007 bei der Generalversammlung der CELAM im brasilianischen
Aparecida beschlossen worden. Alle müssten jetzt an einem Strang ziehen, so Erzbischof
Assis. Besonders die Laien spielten eine entscheidende Rolle.
„Wenn die
Diözesen und die Pfarreien sich diesen missionarischen Impuls von Aparecida nicht
zu eigen machen, ist es klar, dass wir die Ziele nicht erreichen werden, die wir uns
erhoffen. Wenn die Laien, die Priester und die Bischöfe nicht mitziehen, dann funktioniert
das nicht. Aber meiner Einschätzung nach hat die große Mehrheit unserer Kirchen in
Lateinamerika Aparecida mit großem Enthusiasmus und auch großer Kreativität angenommen.
Denn Aparecida muss in ganz unterschiedlicher Weise umgesetzt werden, je nach Notwendigkeit
und Wirklichkeit der verschiedenen Ortskirchen.“
Der CELAM-Vorsitzende
setzt bei der Kontinentalmission vor allem auf die Medien. Sie könnten dabei helfen,
den neuen Impuls in die Gesellschaft zu vermitteln.
„Viele Ortskirchen
haben ja schon eigene Medien, aber wird dürfen uns bei unserer Evangelisationsarbeit
nicht auf die kircheneigenen Medien beschränken. Wir müssen auch die großen säkularen
Medien nutzen und uns auf ihre Sprache einlassen. Nur so können wir wirklich viele
Menschen erreichen und nicht nur die, die sowieso schon katholisch sind. Hoffen wir,
dass die Medien im Rahmen ihrer Möglichkeit wirklich mitziehen bei der Weitergabe
von Aparecida an die Völker Lateinamerikas und der Karibik.“
Der Gottesdienst
bildete den Abschluss und Höhepunkt des dritten amerikanischen Missionskongresses
(CAM). Rund 3.000 Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien aus ganz Lateinamerika
sowie Abordnungen aus den USA und aus Kanada waren dafür in der ecuadorianischen Hauptstadt
versammelt, um sich mit Diskussionen, Vorträgen und Arbeitsgruppen für die neue Herausforderung
zu wappnen. Deutschland war durch das Bischöfliche Hilfswerk Adveniat vertreten. Missioniert
werden müsse heute etwa die vermeintliche Logik der Wirtschaft, aus deren Sicht Kosten-Nutzen-Abwägungen
wichtiger seien als ethische Überlegungen, so der brasilianische Bischof Erwin Kräutler.
Mission heiße, eine Gegenkultur zur von der Wirtschaft bestimmten Globalisierung zu
bilden, Solidarität auf nationaler und internationaler Ebene zu fördern und als Christen
nach Lösungen für die sozialen und ökologischen Probleme von heute zu suchen. Es gelte,
die christliche Hoffnung wachzuhalten, dass eine andere Welt möglich sei. Der
honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga betonte, in Lateinamerika fehle es
vielen Getauften an Bildung, um zu mündigen Christen heranzureifen und sich so für
eine gerechte Gesellschaft einzusetzen. Besondere Hoffnung setze er daher in die vielen
Jugendlichen aus ganz Lateinamerika, die mit großer Begeisterung an der Begegnung
teilgenommen hätten. Der nächste gesamtamerikanische Missionskongress soll 2012 in
Maracaibo (Venezuela) stattfinden. (rv/kna 18.08.2008 mc)