Mit einem Gottesdienst und einem Festakt hat das katholische Entwicklungshilfswerk
Misereor am Sonntag in Aachen seine Gründung vor 50 Jahren gefeiert. Der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte in einer Rede
im Rathaus der Stadt das Hilfswerk als „eines der größten und bedeutendsten seiner
Art“. Mit hoher Professionalität und der Orientierung an den Armen habe sich Misereor
hohes Vertrauen erworben. Auch der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff unterstrich
in seiner Predigt im Dom, Misereor stehe an der Seite der Schwachen. An den Feierlichkeiten
nahm auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) teil. Die „Erfolgsgeschichte“
von Misereor sei bereits in den Anfängen begründet, so Zollitsch. Das Hilfswerk habe
immer einen direkten Zugang zu den Armen und Notleidenden gesucht, die in ihren Ländern
oft Spielball mächtiger Interessen seien. „Sie dürfen nicht durch die Systeme der
internationalen Hilfe erneut fremdbestimmt werden“, warnte der Freiburger Erzbischof.
Vielmehr müssten Arme in die Lage versetzt werden, eigene Aktivitäten zu entfalten,
um ihr Leben zu verbessern. Das diene der Würde der Menschen. Zollitsch dankte
den Spendern, die Hilfe in Afrika, Asien und Lateinamerika ermöglichten. Daneben hob
er die Zusammenarbeit von Staat und Kirche hervor. Es gebe seit Jahrzehnten eine kontinuierliche
Kooperation. Die öffentliche Hand stelle beachtliche Finanzmittel zur Verfügung. Zollitsch
forderte zugleich eine Anhebung des Etats des Ministeriums und erinnerte die Regierung
an ihr Versprechen, bis 2010 für Entwicklungshilfe 0,51 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
aufzubringen. - Misereor feiert sein Jubiläumsjahr unter dem Slogan „Mit Zorn und
Zärtlichkeit an der Seite der Armen“. Das war auch das Motto der Jahreskampagne 2008,
die im Februar im südafrikanischen Soweto eröffnet wurde. Dort hatten einer Messe
etwa 10.000 Menschen teilgenommen. Misereor ist mittlerweile das weltweit größte
kirchliche Entwicklungshilfswerk. Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium
überlieferte Jesuswort „Misereor super turbam“ (Ich erbarme mich des Volkes). Der
Sitz ist Aachen. Den Vorsitz der entsprechenden Kommission in der Bischofskonferenz
hat der Hamburger Erzbischof Werner Thissen. Seit der Gründung brachte das Werk nach
eigenen Angaben 5,5 Milliarden Euro für knapp 100.000 Hilfsprojekte in 139 Ländern
auf.
(kna 17.08.2008 mc)
Hier zu einem Interview des Domradio mit
Erzbischof Zollitsch am Rande des Festakts