In den anhaltenden Streit zwischen der neuen italienischen Mitte-Rechts-Regierung
und dem katholischen Wochenmagazin „Famiglia Cristiana“ hat sich nun auch der Vatikan
eingeschaltet. Die „Christliche Familie“ sei ein wichtiges katholisches Presseorgan,
sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstag gegenüber Journalisten. Sie
sei aber weder ein Organ des Vatikan noch der Italienischen Bischofskonferenz, sondern
vertrete ihre Positionen in eigener Verantwortung. Vorausgegangen waren kritische
Beiträge und Kommentare des auflagenstarken Magazins über die Ausländer- und Sicherheitspolitik
der neuen Regierung, den Einsatz von Militär in den Städten, aber auch Maßnahmen zur
Überwachung und Registrierung der Roma-Minderheit. Diese mündeten in der Frage, ob
nicht so das Risiko eines Faschismus in neuer Form entstehe. Regierungsvertreter konterten
darauf mit dem Vorwurf eines „Katho-Kommunismus“. „Katho-Kommunismus“ sei der
Vorwurf von jemandem, der keine Argumente habe, antwortete der Vize-Direktor von „Famiglia
Cristiana“, Don Giusto Truglia, auf den Vorwurf der regierenden reiheitspartei PDL.
Sein Blatt verfolge keine politische Linie, sondern greife aktuelle Probleme auf,
die die Menschen und das Land beschäftigten und das Gemeinwohl berührten, sagte er
im „Corriere della Sera“. Als seine Zeitschrift sich mit der vorherigen Mitte-Links-Regierung
angelegt habe, habe sie von ihren heutigen Kritikern lauten Applaus bekommen, hob
er hervor. Das von einer Ordensgemeinschaft herausgegebene Blatt ist Italiens
größtes Wochenmagazin. Es hat eine Auflage von rund einer Million und liegt in vielen
Kirchen zum Verkauf aus.