D: Erzbistum Bamberg forciert Aufklärung von Missbrauchsfällen
Mehrere angebliche
Fälle sexueller Übergriffe beschäftigen das Erzbistum in Bamberg. Einem hochrangigen
Geistlichen wird vorgeworfen, während seiner Zeit als Leiter eines kirchlichen Internats
Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. Der Erzbischof von Bamberg Ludwig Schick
will eine komplette Aufklärung der Vorwürfe. Die Richtlinien des Erzbistums sehen
vor, dass bei derartigen Vorwürfen ein Team aus Moraltheologen, Juristen, Psychoanalytikern,
Sozialpädagogen, Pfarrern und Lehrern für die Klärung zuständig ist. Die Leitung hat
der Bischöfliche Beauftragte Georg Beirer. Diese Regelungen gehen über die der Deutschen
Bischofskonferenz hinaus und gelten als vorbildlich. Bistumssprecher Michael Kleiner: „Der
Erzbischof hat ganz klar gesagt, dass er volle Aufklärung in dem Fall wünscht und
hat alle aufgerufen, die etwas beitragen können zur Klärung des Falles, sich bei der
Staatsanwaltschaft zu melden.“ Inzwischen haben drei Männer bei der Staatsanwaltschaft
ausgesagt. Sie waren alle Schüler des heute 63-jährigen Domkapitulars. Von 1976 bis
1991 hatte dieser das erzbischöfliche Knabenseminar Ottonianum geleitet. Vorwürfe
gegen den Geistlichen, der inzwischen Personalchef des Bistums ist, wurden erstmals
im Jahr 2007 laut. Michael Kleiner: „Das war für uns auch der Anlass, den Beschuldigten
sofort von allem Ämtern zu beurlauben und alle weiteren Untersuchungen der Staatsanwaltschaft
zu übertragen.“ Ende Juli trat der Domkapitular dann von seinen Ämtern zurück.
Er soll sich zwischenzeitlich in einer psychotherapeutischen Einrichtung aufhalten.
Nach Angaben des Ordinariats habe der Beschuldigte erklärt, er könne sich an nichts
erinnern. Die Vorwürfe seien bislang weder bestätigt noch entkräftet. Inzwischen wurde
bekannt, dass vor rund 20 Jahren zwei junge Männer, die mit dem Domkapitular zu tun
hatten, durch Suizide starben. „Es gab ja auch zu dem Zeitpunkt, als diese Selbstmorde
stattgefunden haben, eine Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft, da konnte keinerlei
Zusammenhang gefunden werden mit irgendwelchen Handlungen des Beschuldigten. Ob das
jetzt anders ist, das ist reine Spekulation.“ Das erzbischöfliche Ordinariat
hat Behauptungen des Nachrichtenmagazins Focus energisch zurückgewiesen, mögliche
Missbrauchsopfer seien von der Kirche unter Druck gesetzt und aufgefordert worden,
zu den Fällen zu schweigen. Dies sei erfunden. Bistumssprecher Michael Kleiner: „Wer
mit dem Beauftragten spricht oder auch mit der Staatsanwaltschaft, der hat den vollen
Schutz der jeweiligen Institution oder des Vertrauensmannes. Wir rufen auch alle auf,
sich bei der Staatsanwaltschaft zu melden und nicht die Gerüchteküche zu vergrößern
oder zu verbreitern. Wenn klar ist, dass es sich um Opfer handeln sollte, dann versuchen
wir ihnen auch Hilfe zu vermitteln, sei es über Therapien oder über andere Möglichkeiten.“ Unterdessen
wurde in Bamberg ein zweiter Fall sexueller Übergriffe bekannt. Ein 54-jähriger Pfarrer
wurde Ende des Monats entlassen. Der Mann soll sich an einem Mädchen vergriffen haben,
einen entsprechenden Strafbefehl der Staatsanwaltschaft hat er akzeptiert. Dem betroffenen
Mädchen hat das Bistum therapeutische Unterstützung angeboten.