Gute Nachrichten aus
dem multi-religiösen Libanon: Die schwere Staatskrise scheint vorüber. Eine neue Regierung
der nationalen Einheit, der Sunniten, Schiiten, Christen und Drusen angehören, hat
im Parlament das Vertrauen erhalten – der Papst, der angesichts der Gewalt in den
letzten Monaten mehrmals vor einem neuen libanesischen Bürgerkrieg gewarnt hatte,
kann aufatmen. Der neue libanesische Präsident Michel Suleiman reist außerdem an diesem
Mittwoch zu Gesprächen mit Präsident Bascher el Assad nach Syrien – und dabei wird
es auch um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen gehen. Für den Libanon wäre das
ein großer Schritt in Richtung Frieden und Stabilität. Camille Eid ist libanesischer
Journalist; er meint:
„Das Treffen der Präsidenten ist ein Zeichen der
Entspannung. Wenn es zu diplomatischen Beziehungen mit Syrien kommt, dann wird der
Libanon de facto unabhängig von Damaskus; dann kann Syrien ihn (nach dreißig Jahren
politischer und militärischer Kontrolle) nicht mehr wie eine seiner Provinzen behandeln.
Die Chancen stehen gut, dass das auch positiv auf andere Länder des Nahen Ostens ausstrahlen
würde – Syrien nimmt ja auch seine Verhandlungen mit Israel wieder auf. Schon jetzt
muss man sagen: In der neuen Beiruter Regierung sitzen die frühere Mehrheit und die
frühere Opposition einträchtig an einem Tisch, und schon das wäre ohne Syrien nicht
möglich gewesen!“
Es darf aber ruhig noch ein bisschen mehr Eintracht sein,
finden die maronitisch-katholischen Bischöfe im Libanon. Kardinal Nasrallah Sfeir,
der Patriarch von Beirut, ruft nach dem „Geist der Gerechtigkeit und Gleichheit“,
der in Artikel 95 der Verfassung beschworen werde; gemeint ist damit der Schlüssel,
nachdem Angehörigen verschiedener religiöser Gruppen Ämter bekommen. „Dieser Geist“,
so meinte Sfeir am Wochenende, „fehlt noch bei der Verteilung der Posten und Ämter
in unserer Verwaltung“. Der kleine Libanon bleibt ein heikles Labor für das Zusammenleben
der verschiedensten Ethnien und religiösen Bekenntnisse.