Mit ihrem kurzen und
anscheinend immer noch nicht ganz beendeten Kaukasus-Krieg haben die Herren in Moskau
und Tiflis viel Elend über die Region gebracht. Mindestens 100.000 Flüchtlinge sind
das Ergebnis des Scharmützels – und die können jetzt nicht einfach nach Hause zurück
und da weitermachen, wo sie vor einer Woche waren. Die Caritas in Georgien geht davon
aus, dass noch monate-, wenn nicht sogar jahrelang Flüchtlings-Notstand herrschen
wird. Liana Mkheidze arbeitet für die Caritas in Tiflis:
„Die Flüchtlinge
sind sehr, sehr verschreckt. Das ist ja auch nicht das erste Mal: Vor fünfzehn Jahren
hatten wir 300.000 Flüchtlinge aus Abschasien – 300.000! Und von denen waren 11.000
ethnische Georgier, die in Südossetien lebten. Das ist also für die Georgier keine
völlig neue Situation, sondern ein Trauma, das sich wiederholt – zumal sie diesmal
vom Krieg völlig überrumpelt wurden. Wir glauben, diese Menschen brauchen nicht nur
Nahrungsmittelhilfe, sondern auch psychologische Betreuung: Wir werden versuchen,
diese für die vielen Kinder unter den Flüchtlingen anzubieten.“
Die Georgier,
von denen Frau Mkheidze spricht und die 1992/93 aus Abschasien vertrieben wurden,
warten zum größten Teil immer noch auf ihre Rückkehr. Sie leben seit damals in Flüchtlingslagern
rund um Zugdidi in Georgien. Am Rand des Kaukasus-Kriegs der letzten Tage kam es auch
zu einem Vormarsch von Milizen aus Abschasien in dieser Region um Zugdidi; UNO-Leute
befürchten eine Art ethnischer Vertreibung. Die Abschasen wollten sich jetzt endgültig
der Flüchtlinge entledigen, deren Rückkehr in ihre Heimat sie seit vierzehn Jahren
verhindern. Auch, was Georgier in Südossetien betrifft, befürchten manche eine ethnische
Säuberung... Der Kaukasus-Krieg ist - zumindest offiziell - vorbei, aber gelöst ist
nichts.