Die Kirche Boliviens
nimmt das „Ja“ für einen Verbleib von Evo Morales im Präsidentenamt zur Kenntnis und
appelliert an die zerstrittene Politik, rasch zu einem Dialog im Interesse des Landes
zurückzukehren. Beim Referendum am Sonntag hatten sich mehr als 60 Prozent der Bolivianer
für Morales ausgesprochen. Der linksgerichtete Indio-Politiker kann damit bis zum
Ende der regulären Amtszeit 2011 Präsident bleiben. Morales wollte mit der Volksabstimmung
sein sozialistisches Reformprogramm absichern. Dieses zielt darauf ab, den Wohlstand
aus dem rohstoffreichen Osten und Süden des Landes umzuverteilen, vor allem zugunsten
der im westlichen Hochland lebenden Indios. Der Lateinamerikaexperte von Radio Vatikan,
Luis Badilla:
Bolivien ist ein sehr kleines Land und vom traditionellen
geopolititschen Standpunkt betrachtet ohne Bedeutung, zumal es keinen Zugang zum Meer
hat. Aber in den letzten Jahren hat man entdeckt, dass dieses Land große Rohstoffvorkommen
besitzt. Daher betrifft das Referendum nicht nur das Schicksal des bolivischen Volkes,
sondern auch das politische Gleichgewicht und die Interessen anderer Länder.
Die
sozialistische Politik Morales’, der selbst indianischer Abstammung ist, wird von
der Opposition, zumeist Nachfahren der europäischer Einwanderer, scharf kritisiert.
Sie wirf ihm vor, die Indios zu privilegieren. Aus den gleichzeitigen Referenden über
die Zukunft der Gouverneure von acht Provinzen gingen daher auch die politischen Gegner
gestärkt hervor: Nur zwei Präfekten der Opposition scheiterten. Die Kirche Boliviens
bemüht sich seit über einem Jahr um Vermittlung in dem Konflikt:
Sie bemüht
sich auch darum, Mechanismen zu finden, die den gewalttätigen Konflikten im Land,
die in den letzen zwei Jahren viele Opfer, viel Trauer und Leid gefordert haben, zu
beenden. Vor nur drei Tagen gab es die letzen Toten. Die Bischofskonferenz, die letzte
Woche getagt hat, hat das Thema des Dialogs angesprochen und alle Bürger dazu aufgerufen,
ein – Zitat – „im Blick auf die delikate politische und soziale Situation angemessenes
Verhalten an den Tag zu legen“. (rv 11.08.2008 ag)