2008-08-09 12:34:46

D: Ein Olympiapfarrer erinnert sich


RealAudioMP3 In diesen Tagen schaut die ganze Welt nach Peking: Die 29.Olympischen Sommerspiele sind am Freitag in Peking mit einer bombastischen Show eröffnet worden. Vor 36 Jahren war München das Ziel der Athleten aus aller Welt. Damals gab es auch eine kleine Premiere für die Kirche: Erstmals sollte ein “Olympiapfarrer” die Athleten spirituell begleiten. Der damalige Jugendpfarrer Heinz Summerer war gerade auf der Suche nach einer neuen Aufgabe, als ihn der Ruf des Münchner Erzbistums ereilte. Brigitte Fairbanks hat mit dem heute 74-Jährigen gesprochen:
„Es ging darum, hier eine Gemeinschaft,  eine Möglichkeit  auszubreiten, die Olympischen Spiele von den kirchlichen Diensten her etwas aufzubauen. Wir wollten versuchen, durch Gottesdiesnte mitwzuwirken, damit die ganze Sache  eine gute Sache wird. Wir hatten eine Kirche, ein Pfarrzentrum einen Kirndergarten - wobei im  Kindergarten die Juden drin waren und der Islam, denn die brauchten einen Raum ausserhalb der Kirche zum Beten. Da war auch ein Raum zum Ausruhen  Ich hatte 60 Mitarbeiter und darunter 30 Pfarrer, die katholische, evangelische anglikanische Gottesdienste hielten..
Damals gab es viele Skeptiker, die bezweifelten, ob dieses ökumenische Eperiment im Olympia-Dorf gut gehen würde. Die Kirche betrat Neuland. Sicher brachte Pfarrer Summerer einges mit, war er doch seit seiner Jugend im DJK, dem Sportbund der katholischen Jugend aktiv - 12 Mal hat er das goldene Sportabzeichen errungen. Sportlich stellte er sich der Herausforderung:
„Na dann sagte ich, na gut,denn probier ichs halt und dann haben wir das Wagnis auf uns genommen sind sind losmarschiert.“
Im Olympiadorf entstand mehr als nur ein Gebetstempel. Das ökumenische Gemeindezentrum wurde  eine Anlaufstelle für Athleten, die mit dem Wasserhahn Probleme hatten oder die  sich nach einer sportlichen Niederlage aussprechen wollten. So waren nicht nur die 14 Sonntagsgottesdienste in verschiedenen Sprachen gut besucht, Auch unter der Woche kamen Beter, erinnert sich Summerer.
„Und zwar  auch Leute, die ganz schöne Prügel bekommen haben. Sie kamen um der Muttergottes ihr Leid zu klagen. Und darum hab ich beim Bau gefordert: zwei Dinge brauche ich. Eine Muttergottes, damit die Leute sich bei ihr ausweinen können und eine Orgel, damit wir gemeinsam singen können. Und das ist nicht zu bezahlen mit etwas anderem sondern muss mit einer Orgel begleitet werden.“
Der Musik begeisterte Seelsorger wusste auch immer, welches Lied er anstimmen musste, Nummer 258 im Gotteslob “Lobet den Herrn”:
„Viersprachig haben wir das aufgeführt und da hat ein jeder gesungen in seiner Sprache . Dieses Lied kennen die Meisten und das ist gut, dass man wenigstens an einem Punkt anfangen kann.“
Das Experiment war also ein Erfolg?
„Alles ging gut, wir hatten eine hervorragende Stimmung bis das Attentat geschah. Vorher waren es heitere Spiele, aber hinterher its alles ruckzuck abwärts gegangen und nicht wieder auferstanden. Das Entscheidende war des, dass die Leute damit nichts anfangen konnten, denn es war das erste Mal , dass sowas geschehen ist.“
Das Attentat hat somit die Idee der Olympischen Spiele auf den Kopf gestellt: Statt friedliches Miteinander – Feindschaft, Misstrauen. Jetzt finden die Spiele in China statt, wo man es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt. Das könnte ein politisches und religiöses Pulverfass sein.  Können die Spiele hier Brücken bauen?
„Also grundsätzlich kann man nicht sagen niemals nie. Es kommt darauf an, welche Leute vorne dranstehen, die eine Olympiamannschaft eines Landes  begleiten und dementsprechend nach vorne bringen wollen. Ich musss versuchen den Menschen, die da mitmachen ,so entgegen zu kommen,  dass er sich einbringen kann und sagen kann dein Gott und mein Gott sind  Götter nicht so ohne weiteres für den anderen zu erkennen aber fuer dich da. Ich könnte mir vorstellen, dass der Sport einen Basis wäre und wer miteinander Sport getrieben hat, der bringt sich nimmer um.“
Der erste deutsche Olympiapfarrer hat auch eine Botschaft an die Sportler in Peking
„Die sagt wir wollen gerne mit euch diesen Wettkampf aufnehmen, und wir hoffen, dass auch ihr mit uns diesen Wettkampf aufnehmt und versucht das Gute und das Beste daraus zu machen, damit die Menschheit vielleicht ein Stück des Friedens weiterkommt.“
(rv 08.08.2008 mc)







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