Baden-Württemberg erwägt eine Initiative im Bundesrat, um die vom Bundestag beschlossene
Trennung von kirchlicher und staatlicher Eheschließung noch in letzter Minute zu kippen.
«Wir loten derzeit aus, ob es genügend Unterstützer für ein solches Vorgehen gibt»,
sagte Justizminister Ulrich Goll (FDP) . Die beschlossene Reform des Personenstandsrechts
hat zur Folge, dass künftig eine kirchliche oder eine religiös abgesegnete Ehe ohne
den Gang zum Standesamt möglich ist. Allerdings begründet nach wie vor nur die standesamtliche
Heirat eine Ehe im Rechtssinn. Die beiden großen Kirchen haben die Trennung kritisiert
und denken an ein gemeinsames Vorgehen gegen die Gesetzesänderung, um die enge Verbindung
von kirchlicher und staatlicher Eheschließung zu retten. Muslimische Verbände in Deutschland
riefen dazu auf, auch in Zukunft vor dem Standesamt zu heiraten. Sollten die Änderungen
wie vom Bundestag beschlossen am 1.1.2009 in Kraft treten, müssten «Traditionalisten
und Ultrakonservative vor allem aus dem islamischen Bereich» dies als Einladung verstehen,
Ehen nur noch nach ihren, jeder Rechtsstaatlichkeit entzogenen Vorstellungen zu schließen,
so Goll. In diesem Fall würden den Betroffenen zentrale Rechte vorenthalten, die sich
aus einer standesamtlichen Eheschließung ergeben. (kna 09.08.2008 mch)