2008-08-08 16:33:23

Papst Benedikt: „Zölibat ist ein Rufzeichen in der Welt“


RealAudioMP3 Priester sind unersetzlich – und sie sollten lernen, delegieren zu können. Das sagte Papst Benedikt XVI. – unter vielen anderen Dingen – zu den 400 Priestern und Seminaristen, mit denen er sich am Mittwoch im Brixener Dom traf. Die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ hat den Text heute freigegeben; Gudrun Sailer mit einem Auszug.
Der Kastelruther Pfarrer Franz Pixner hatte den Papst auf ein ganzes Bündel von Themen und Fragen angesprochen, das sich aus dem Priestermangel ergibt: den Zölibat, die Weihe von „viri probati“ zu Priestern, die Einbindung von Charismen, besonders auch der Charismen der Frauen, in die Pastoral, zur Beauftragung von theologisch gebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Predigt und Taufe. Papst Benedikt erinnerte zunächst daran, dass solche Fragen immer „im Dialog des Glaubens und der Verantwortung“ anzugehen sind, etwa in den Diözesen und in den Bischofssynoden. „Keiner hat einfach das fertige Rezept, wir alle mühen uns miteinander.“ Zwei Punkte hob Benedikt danach besonders hervor:
„Einerseits die Unersetzlichkeit des Priesters, Bedeutung und Weise des priesterlichen Dienstes heute; andererseits – was uns heute mehr aufgeht als früher – die Vielheit der Charismen und dass alle miteinander Kirche sind, Kirche bauen, und dass wir darum uns um das Wecken der Charismen, um dieses lebendige Miteinander mühen müssen, das dann auch den Priester trägt. Er trägt die anderen, sie tragen ihn, und nur in diesem vielschichtigen und vielfältigen Miteinander kann Kirche heute und in die Zukunft hineinwachsen.“
So werde es immer des Priesters bedürfen, der "ganz für den Herrn und daher ganz für den Menschen da ist“. Das Priestertum der Kirche bedeute, „dass wir … Ihm übereignet werden, damit wir so ganz Ihm und dadurch ganz den anderen gehören.“
„Es gibt im Alten Testament den „Ruf“ zur Heiligung, der etwa dem entspricht, was wir mit Weihe, auch mit Priesterweihe sagen: Etwas wird Gott übergeben und aus der Sphäre des Allgemeinen herausgenommen, Ihm gegeben. Aber das heißt dann, dass es nun für alle da ist. Weil es herausgenommen ist und Gott gegeben, gerade darum ist es nun nicht isoliert, sondern es ist in das „Für-Sein“ für alle hineingehoben.“
Hier hat nach Auffassung Benedikts die Ehelosigkeit des Priesters ihren Platz.
„Der Zölibat ist ein fundamentaler Ausdruck dieser Totalität, schon dadurch ein großes Rufzeichen in dieser Welt, weil er nur Sinn hat, wenn wir wirklich an das ewige Leben glauben und daran, dass Gott uns beansprucht und wir für Ihn da sein können.“
Dass es in der heutigen Lage des Priestermangels nicht einfach sei, Pfarrer zu sein, sei ihm klar, sagte der Papst.
„Ich glaube, dass in dieser Situation der Mut zur Beschränkung und die Klarheit der Prioritäten wichtig ist.“
Was aber ist prioritär im Leben eines Pfarrers? Benedikt wird konkret:
„So viel auch herandrängt, es ist eine wirkliche Priorität, jeden Tag – ich würde sagen – doch eine Stunde lang Zeit zu haben zur Stille für den Herrn und mit dem Herrn, wie es uns die Kirche mit dem Brevier, mit den Gebeten des Tages anbietet, um so von innen her immer wieder reich zu werden... Und von da aus sind dann die Prioritäten zu ordnen: Ich muss sehen lernen, was wirklich ganz wesentlich ist, wo ich als Priester unersetzlich gefordert bin und es niemand anderem übertragen kann. Und zugleich muss ich eben in Demut annehmen, dass ich vieles, was ich eigentlich tun sollte, wo man eigentlich mich erwarten würde, nun eben doch nicht tun kann, weil ich meine Grenze anerkenne.“
Er glaube, diese Demut werde von den Gläubigen auch verstanden, sagte Papst Benedikt.
„Mein Eindruck ist, dass die Menschen das auch sehen und dass sie gerade das anerkennen, wenn ein Priester bei Gott ist, wenn er die Funktion wahrnimmt, der Beter für die anderen zu sein: Wir können nicht viel beten, sagen sie, du musst es für mich tun; es ist ja auch sozusagen dein Metier, unser Beter zu sein. Sie wollen einen Priester, der sich redlich müht, mit dem Herrn zu leben, und dann wirklich für die Menschen da ist – für die Leidenden, die Sterbenden, die Kinder, die Jugendlichen (das, würde ich sagen, sind Prioritäten) – der dann aber auch weiß, was andere besser können als er selbst, und diesen Charismen Raum gibt.“
Damit sei dann ein weiteres verbunden: „delegieren zu können, Menschen in die Mitarbeit hineinzurufen…. Ich denke da an die Bewegungen und an vielfältige andere Formen der Mitarbeit in der Pfarrei.“
Insgesamt beantwortete Papst Benedikt sechs Fragen aus den Reihen der Priester und Seminaristen. In den fünf weiteren ging es um das Wirken des Heiligen Geistes im Alltag des Christen, um Schönheit für Verkündigung und Liturgie, um die Bedeutung des Leidens und des Alterns (nachgefragt von einem 42jährigen Priester mit Multipler Sklerose), um Schöpfungsverantwortung und christliche Lebensstile und schließlich um die Frage der Sakramentenspendung an Kinder und Jugendliche. (rv)
(rv 08.08.2008 gs)

Eine ausführliche Zusammenfassung der Antworten Papst Benedikts bringen wir am kommenden Mittwoch in unserer Sendung „Die Woche in Rom“.







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