Erzbischof Charles Bo zieht 90 Tage nach dem Wirbelsturm Nargis in seinem Land eine
enttäuschte Bilanz. Burma werde schon wieder im Stich gelassen, schreibt der Erzbischof
von Rangun in einer am Freitag verbreiteten E-Mail. Die Arbeit in den betroffenen
Regionen sei größtenteils zum Erliegen gekommen. Versprechungen und Zusagen seien
nie in wirkliche Unterstützung und Hilfe umgesetzt worden. Der Bischof wörtlich: „Wir
erleben das seit Jahrzehnten.“ In einem kürzlich veröffentlichten Lagebericht der
Regierung Burmas, der UNO und asiatischer Staaten sei von einer Wiederaufbauphase
von zwei bis drei Jahren die Rede, so Bo. Bisher seien aber nicht einmal die akuten
Hilfsmaßnahmen abgeschlossen. Es fehle nach wie vor an Unterkünften, Tausende Schulen
könnten nicht unterrichten. Der Erzbischof sprach von einem nachlassenden Interesse.
Die Gelegenheit eines langfristigen Engagements für die Armen werde verschenkt. Nargis
hatte Anfang Mai das Irrawaddy-Delta, die Reiskammer Burmas, verwüstet. Millionen
Birmaner verloren ihre Wohnung und Lebensgrundlage. Der Zahl der Toten wird auf rund
150.000 geschätzt.