2008-08-05 11:56:50

Solschenizyn: Trauer auch im Vatikan


RealAudioMP3 Mit dem russischen Schriftsteller Alexander Solschenizyn ist einer der Großen der Literatur und Geistesgeschichte gestorben. Der Nobelpreisträger, Autor des „Archipel Gulag“, wird am Mittwoch nach orthodoxem Ritus in Moskau beigesetzt. Er war 89 Jahre alt geworden. Auch im Vatikan erinnert man sich bewegt an den propheten-ähnlichen Querdenker. Pater Sergio Mercanzin ist Gründer und Leiter des römischen „Centro Russia Ecumenica“.

„Ich habe Solschenizyns Sohn zu Johannes Paul II. begleitet, als der gerade zum Papst gewählt worden war. Johannes Paul sagte ihm gleich: „Wann werde ich Deinen Vater treffen können?“ Viele Jahre später, im Oktober 1993, wurde das dann möglich – es war eine ausgesprochen lange Audienz, und alle beide waren danach sehr bewegt. Da waren sich zwei große Persönlichkeiten begegnet, wie sie es sich seit Jahrzehnten gewünscht hatten. Zwei große Slawen.“

Der Schriftsteller sei eine moralische Autorität gewesen – und ein tief gläubiger orthodoxer Christ.

„Sein starker Glaube befruchtete seine Vision eines Russland, das in der Welt wieder zu einer gewissen Größe gelangt, und zwar auch in religiöser Hinsicht. Es sollte Gott im Alltag, in Gesellschaft, Politik und Kultur, auch in der Literatur wieder eine Stimme geben. Solschenizyn selbst wirkte wie ein Märtyrer: Sowohl unter der Verfolgung als auch unter dem Exil hat dieser Russe sehr gelitten. Und er hat Russland verändert. Ohne sein Werk hätten wir alle ein anderes Bild von dem, was der Kommunismus in der Sowjetunion bedeutete. Als er zu Breschnew-Zeiten ins Exil ging, sagte mir jemand: In ein paar Jahrzehnten wird sich keiner mehr an die Krise dieser Tage erinnern. Aber alle werden wir uns an die leuchtende Figur dieses verfolgten Solschenizyn erinnern!“

(rv 05.08.2008 sk)







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