Das Erzbistum Bamberg weist einen Bericht des Magazins „FOCUS“ zurück, wonach die
Kirche ein mutmaßliches Missbrauchsopfer zum Schweigen verpflichten wollte. Eine Sprecherin
der Erzdiözese sagte auf Anfrage, dies sei absolut von der Hand zu weisen. Sie bestätigte
jedoch, dass es im Herbst 2007 ein Treffen zwischen dem heute 40-jährigen Mann und
dem von ihm wegen Missbrauchs beschuldigten Domkapitular gegeben habe. Daran habe
auch der entsprechend den Richtlinien der Bischofskonferenz eingesetzte Arbeitsstab
teilgenommen. Ihm gehören unter anderen ein Psychoanalytiker, eine Diplomsozialpädagogin
und zwei Juristen an. Damals habe Aussage gegen Aussage gestanden, so die Sprecherin
des Erzbistums. Daher sei der Betroffene von den anwesenden Juristen darauf hingewiesen
worden, zu welchen Konsequenzen falsche Beschuldigungen führen könnten. Entgegen der
am Sonntagnachmittag auf der Internetseite des „FOCUS“ veröffentlichten Meldung sei
der Betroffene jedoch nie aufgefordert worden, eine Verzichtserklärung zu unterzeichnen
und keine Vorwürfe mehr gegen den Geistlichen zu erheben. Mittlerweile beschuldigen
vier ehemalige Internatsschüler des 1999 geschlossenen erzbischöflichen Knabenseminars
Ottonianum den Domkapitular sexueller Übergriffe. Diese dürften strafrechtlich verjährt
sein. Der heute 63-Jährige war von 1976 bis 1991 im Ottonianum tätig, davon 13 Jahre
als Direktor. In dieser Zeit sollen die Übergriffe erfolgt sein. Als Personalchef
für die pastoralen Mitarbeiter des Erzbistums ist er seit 18. Juli beurlaubt und mittlerweile
auch zurückgetreten. Derzeit hält sich der Geistliche in einer Einrichtung auf, wo
er psychotherapeutisch betreut wird. Bei der Staatsanwaltschaft war bis Freitag noch
keine förmliche Anzeige gegen ihn eingegangen. Die Erzdiözese hat ihr Interesse an
einer rückhaltlosen Aufklärung der Vorfälle bekundet. Erzbischof Ludwig Schick bat
in einem Brief alle kirchlichen Mitarbeiter, dazu beizutragen. (kna 04.08.2008
sk)