Navanethem Pillay heißt die neue „Hohe Kommissarin für Menschenrechte“ der UNO. Die
Südafrikanerin ist Tochter eines Busfahrers und war die erste farbige Frau während
der Apartheid, die eine eigene Anwaltskanzlei eröffnete. Bekannt wurde sie durch ihre
Verteidigung zahlreicher politischer Häftlinge; zuletzt war sie Richterin am Internationalen
Strafgerichtshof in Tansania, der sich mit dem Völkermord in Ruanda beschäftigte,
und am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, wo sie jetzt Radovan Kardzic
knapp verpasst hat. Zu ihrer Ernennung zur obersten Menschenrechts-Wächterin der UNO
sagte uns Frau Pillay:
„Ich bin völlig überwältigt, auch weil ich sehe,
dass diese Ernennung den Menschen hier in Afrika sehr viel bedeutet. Ich hatte unzählige
Anfragen von Radio- und Fernsehstationen, und immer wieder werde ich gefragt: Wir
haben so viele Probleme, wie werden Sie uns da helfen?“
„Ich glaube,
ich habe eine wirkliche Vorstellung davon, was es bedeutet, wenn einem die Menschenrechte
verletzt werden, und zwar über längere Zeit hinweg und ohne jede Aussicht auf Gerechtigkeit.
Das hat mich der Kampf gegen die Apartheid gelehrt. Ich war nie davon ausgegangen,
dass ich noch zu meinen Lebzeiten da eine Wende erleben könnte...“
„Ich
glaube, die Staaten nehmen das Thema Menschenrechte mittlerweile ernst – das ist meine
Erfahrung als Richterin an einem Internationalen Gerichtshof. Jetzt weiß jeder, dass
politische Führer zur Verantwortung gezogen werden wegen ihrer Verwicklung in sehr
große Verbrechen wie Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen.“
Bei
den Vereinten Nationen wird das klare menschenrechtliche Profil von Frau Pillay hervorgehoben.
Kritiker fürchten allerdings, sie könnte im Fall Simbabwe zu nachgiebig sein. Für
Katholiken ist problematisch, dass sich die neue „Hohe Kommissarin“ offenbar für ein
Recht auf Abtreibung einsetzt.