Kurienkardinal Walter Kasper sieht die Gefahr einer Spaltung der anglikanischen Weltgemeinschaft
vorerst gebannt. „Nach meinem Eindruck wird sie zusammenbleiben, aber unter ganz großen
Schwierigkeiten“, sagte der Präsident des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen
am Freitag in Canterbury im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. Zugleich
machte Kardinal Kasper deutlich, dass die zunehmende Betonung des protestantischen
Elements und die Weihe von Frauen eine Einheit mit der katholischen Kirche in weite
Ferne gerückt habe. Er warnte die Anglikaner davor, ihre ausgleichende Rolle in der
Ökumene aufzugeben. Über den Umgang mit anglikanischen Überläufern zum Katholizismus
sagte Kasper, man fische „nicht in fremden Teichen“. Aber Rom respektiere die Gewissensentscheidung
von Priestern und Bischöfen, die katholisch werden wollten. Die katholische Kirche
könne am Streit der Anglikaner sehen, dass ein vorschnelles Anbiedern an die Moderne
Probleme bringe. „Nicht die Kultur bestimmt die Interpretation der Schrift, sondern
die Schrift sollte die Interpretation der Kultur bestimmen.“ Zugleich lobte Kasper
das Bemühen der anglikanischen Bischöfe, aufeinander zu hören. „Dieses synodale Element
kommt in unserer Kirche manchmal etwas zu kurz“, so der Kurienkardinal. (kna 01.08.2008
gs)