Seit sieben Jahren
schon verhandeln arme und reiche Staaten über neue Regeln für den Welthandel – und
sind am Dienstag Abend wieder mal gescheitert. Und zwar an der Uneinigkeit über Agrar-Subventionen
und –zölle. Gezeigt hat sich bei den so genannten Doha-Gesprächen in Genf, dass das
Vorrücken neuer asiatischer Größen – China und Indien nämlich – die Gesprächsfäden
weiter verknäuelt hat. Der Vatikan warnt, das Scheitern der Verhandlungen könnte zu
Lasten der armen Länder gehen. Erzbischof Silvano Maria Tomasi ist Ständiger Beobachter
des Vatikans bei den UNO-Einrichtungen in Genf.
„Zwar ist es durchaus zu
einigen Absprachen gekommen, aber nicht zu einem Abschluss. Dieses Scheitern hat wichtige
Folgen für das multilaterale System und für die Entwicklungsländer, die weiter vom
Zugang zu den Märkten ausgeschlossen bleiben. Dadurch bleibt es bei der Ungleichheit
zwischen reichen und armen Ländern, die sich nicht einfach durch Hilfe von außen beheben
lässt, sondern die einen gerechteren Mechanismus der Teilhabe braucht.“
Es
ist ein Sieg nationaler Egoismen – und zwar nicht nur bei den Reichen, sondern auch
bei den neuen asiatischen „Tigerstaaten“.
„Die neu aufkommenden Wirtschaftsmächte
haben ihre Stimme erhoben – aus Gründen, die auch mit ihrer jeweiligen Innenpolitik
zusammenhängen. Das ist durchaus eine neue Lage. Auf dem globalen Schachbrett gibt
es neue Kräfte und Länder, mit denen man nicht nur rechnen muss, sondern die auch
ihrerseits eine besondere Verantwortung gegenüber den ärmeren Ländern spüren sollten.“
Der
Vatikan-Diplomat Tomasi schlägt angesichts des Doha-Scheiterns vor, über neue Gesprächsformen
nachzudenken.
„Das Statut der Welthandelsorganisation sagt, dass bei den
Entscheidungen ein Konsens erzielt werden muss. Gleichzeitig ist aber die Lage im
Innern dieser Organisation viel komplizierter geworden, weil in den letzten Jahren
viele arme bzw. Schwellenländer neue Mitglieder geworden sind. Man darf jetzt nicht
auf multilaterale Verhandlungen verzichten, und es darf sich auch nicht eine kleine
Gruppe zum Sprecher für alle Länder aufschwingen, weil dadurch die Interessen der
schwächeren Länder nicht genug repräsentiert würden. Alle müssen wirklich effizient
mitmachen dürfen bei Entscheidungen, die ja die ganze Weltgemeinschaft betreffen!“