Der frühere anglikanische Primas George Carey ist besorgt über die Pressefreiheit
in Großbritannien. Anlass ist ein Skandal um den Formel-1-Manager Max Mosley. Die
Zeitung „News of the World“ war von einem Gericht zu einer Zahlung von 76.000 Euro
Entschädigung verurteilt worden, weil sie Einzelheiten über eine Orgie Mosleys mit
Prostituierten geschildert hatte. Carey findet es erschreckend, dass „ein unbeschreibliches
und schamloses Verhalten“ laut Urteil kein Gegenstand öffentlichen Interesses sei.
Carey, der von 1991 bis 2002 anglikanischer Erzbischof von Canterbury war und jetzt
dem Oberhaus angehört, sieht „die Gesellschaft in Gefahr“. Es mache ihn „tief traurig,
dass die öffentliche Moral zweites Opfer dieser Richter-Entscheidung geworden“ sei.
Das erste Opfer sei das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wörtlich schreibt er: „Ohne
öffentliche Debatte oder demokratische Kontrolle haben die Gerichte ein völlig neues
Recht auf Privatleben begründet. In der Vergangenheit war sich eine öffentliche Person
darüber im Klaren, dass ein skandalöses und unmoralisches Verhalten schwere Folgen
für ihr Image, ihre Reputation und ihre Arbeit haben würde.“