Großbritannien: Keine homosexuellen Bischöfe mehr?
Die Lambeth-Konferenz
geht auf die Zielgerade. Noch bis Sonntag sind etwa 670 Bischöfe zu dem wichtigsten
Beratungsgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft versammelt. In der Schlusswoche
stehen einige heiße Eisen auf der Agenda, etwa das Thema Homosexualität.
Angesichts
der drohenden Spaltung der anglikanischen Kirche schlug die Arbeitsgruppe „Windsor
Continuation Group“ am Montagabend vor, bis auf weiteres keine Homosexuellen mehr
für das Bischofsamt zuzulassen. In dieser Frage sei dringend ein Moratorium nötig,
erklärte die anglikanische Arbeitsgruppe. Weiter wurde beschlossen, dass keine gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften mehr zur Segnung zugelassen werden sollten. Außerdem sollten „grenzüberschreitende
Einmischungen“ unterbleiben, erklärte der Vorsitzende, Bischof Clive Handford. Indirekt
kritisierte er damit unter anderem konservative Kollegen aus den USA, die sich aus
Protest gegen dortige liberale Tendenzen in Afrika hatten ordinieren lassen. Die in
dem Arbeitspapier erwähnten Moratorien waren innerhalb der anglikanischen Kirche schon
öfter gefordert worden, hatten sich jedoch nicht durchgesetzt. Um Abweichler im Zaum
zu halten, schlägt die Windsor-Gruppe daher die Einrichtung eines „Pastoralen Forums“
vor. Dessen Kompetenzen müssten im Detail noch geklärt werden, sagte Handford. Dem
Entwurf zufolge sollen die Mitglieder des Forums im Fall einer Konfliktsituation unter
anderem „Besuche, Treffen und seelsorgerischen Beistand“ auf Grundlage gemeinsamer
Leitlinien anbieten. Die Empfehlungen der Windsor-Gruppe sollen während der Lambeth-Konferenz
zwar intensiv diskutiert, jedoch noch nicht zur Abstimmung gebracht werden. Eine Entscheidung
könnte im Frühjahr nächsten Jahres fallen. Beobachter gehen davon aus, dass die Vorschläge
im Zuge der Debatte noch aufgeweicht werden könnten. Skepsis war nach der Präsentation
am Montag sowohl aus dem liberalen als auch aus dem konservativen Lager zu vernehmen.