Ukraine: Bartholomaios und Alexij, gemeinsamer Auftritt
Der Ökumenische Patriarch
Bartholomaios I. und der orthodoxe Moskauer Patriarch Alexij II. sind am Sonntag gemeinsam
aufgetreten. In Kiew feierten sie den Festgottesdienst zum 1.020-Jahr-Jubiläum der
„Taufe der Kiewer Rus“. Damit erinnerten sie an den entscheidenden Anstoß zur Christianisierung
u.a. im heutigen Russland. An der Litugie vor der Statue des Fürsten Wladimir (960-1015)
nahmen in der ukrainischen Hauptstadt tausende Menschen teil, darunter der ukrainische
Präsident Wiktor Juschtschenko.
Es war ein spezieller Moment in der inner-orthodoxen
Ökumene, und er wurde von allen ukrainischen Radio- und Fernseh-Kanälen direkt übertragen.
Das Verhältnis von Bartholomaios und Alexij ist nämlich gemeinhin von Spannungen gezeichnet
– Stichworte: Schisma in der ukrainischen Orthodoxie, Versuche von Kiewer Politikern,
eine so genannte autokephale orthodoxe ukrainische Kirche zu gründen – ohne Verbindung
zu Moskau. Jetzt aber ein neuer, respektvoller Ton: Bartholomaios I. von Konstantinopel
würdigte den Moskauer Patriarchen mit herzlichen Worten. Sein „geliebter Bruder“ habe
in einer „extrem feindseligen Umwelt“ während der Herrschaft des Atheismus die „göttlichen
Gaben der Taufe“ unter großen Opfern verteidigt. Der Kampf des Moskauer Patriarchen
sei allen bekannt, Alexij sei wahrhaft ein „Zeuge des Glaubens“. Ansonsten, so gab
der Ökumenische Patriarch zu verstehen, sei das Jubiläum der „Taufe der Kiewer Rus“
ein dringender Appell zur Einheit der Orthodoxen untereinander.
Präsident
Juschtschenko hatte Bartholomaios am Samstag unverhohlen aufgefordert, die Errichtung
einer vom politischen und kirchlichen Moskau unabhängigen orthodoxen Nationalkirche
in der Ukraine zu unterstützen. Doch Bartholomaios ging nicht darauf ein, sprach stattdessen
von der Pflicht zur Einheit. In diesem Appell weiß er sich mit Alexij II. einig. Beide
Patriarchen bemühten sich in Kiew, keinen Zwist aufkommen zu lassen. Nur Stunden nach
der Kiewer Demonstration der Eintracht sind allerdings alte Gräben wieder aufgebrochen.
Der ukrainische Präsident gibt auf seiner Homepage an, Bartholomaios unterstütze eine
von Moskau unabhängige ukrainische Kirche. Dem widerspricht ein Vertreter des Moskauer
Patriarchats: Bartholomaios habe ausdrücklich die Zuständigkeit Moskaus für die orthodoxen
Gläubigen in der Ukraine anerkannt.