2008-07-23 14:20:55

Vatikan/Großbritannien: Dias warnt vor Alzheimer und kirchlichem Parkinson


RealAudioMP3 Kurienkardinal Ivan Dias mahnt die anglikanische Weltgemeinschaft zur Einheit. Der Präfekt der vatikanischen Missionskongregation warnte am Dienstagabend bei der Lambeth-Konferenz in Canterbury davor, dass Bischöfe ohne Koordination mit dem Kirchenoberhaupt herumirrten.

Ohne auf die aktuellen Konflikte in der Anglikanischen Weltgemeinschaft um den Umgang mit Homosexualität und die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt konkret einzugehen, verglich Dias manche Entscheidungen mit den Symptomen der Krankheiten Alzheimer und Parkinson. Der Vatikangesandte wörtlich: „Wenn wir kurzsichtig nur in der Gegenwart leben und dabei unsere apostolische Tradition vergessen, könnten wir an ‚geistlichem Alzheimer’ leiden. Wenn wir uns unkoordiniert verhalten, uns in unseren eigenen Weg versteigen ohne Absprache mit dem Oberhaupt oder den anderen Mitgliedern unserer Gemeinschaft, dann könnte das ‚kirchliches Parkinson’ sein.“ Jeder Bischof müsse immer wieder überprüfen, ob er seine Entscheidungen von Gott leiten lasse oder vielmehr von seinem Ego oder bösen Mächten.

In Canterbury sind derzeit 650 anglikanische Bischöfe aus aller Welt versammelt. Mehr als 200 konservative Bischöfe, zumeist aus afrikanischen Ländern, boykottieren die nur alle zehn Jahre tagende Konferenz aus Protest gegen eine zunehmende Liberalisierung der anglikanischen Kirche. Zahlreiche Geistliche hatten in der aktuellen Spaltungsdiskussion gedroht, zum Katholizismus überzutreten.

Die römische und die anglikanische Kirche müssten noch stärker gemeinsame Wege zur Verkündigung der christlichen Botschaft finden, so Dias. Wenn beide „eines Herzens und eines Geistes“ seien, würden die Verschiedenheiten nicht zum Hindernis. Dagegen sei es ein „Gegen-Zeugnis“, wenn Vielfalt zu Spaltung verkomme.
Gemeinsame Aufgabe aller Christen sei der interreligiöse Dialog und „konkrete Schritte der Nächstenliebe“ in den Sektoren Erziehung und Gesundheit und Soziales, so Dias. Jeder Christ müsse kompromisslos seinen Auftrag erfüllen, für Bischöfe als die Nachfolger der Apostel gelte das in besonderem Maß. Angesichts moderner Lebensentwürfe, oft losgelöst von christlichen Werten und moralischen Prinzipien, dürften Bischöfe daher nicht gleichgültig bleiben. Der Kurienkardinal forderte dazu auf, nicht nur zu reagieren, sondern die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen und der Welt das christliche Leben als positives Beispiel vor Augen zu halten.

Viele Katholiken verfolgten gemeinsam mit dem Papst mit Wohlwollen die Beratungen der Anglikanischen Weltgemeinschaft. Das versicherte Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone bereits am Wochenende in einer Botschaft. Die Diskussion in der anglikanischen Kirche um Homosexuelle und Frauen im Bischofsamt ist laut Bertone jedoch ein weiteres Hindernis für eine Einheit mit Rom. Kardinal Walter Kasper vom päpstlichen Einheitsrat nimmt an der Versammlung teil.
Von den Entscheidungen in Lambeth hänge die Zukunft des Dialogs ab, betont auch der russische Patriarch Alexij II. in seinem Grußwort an die Anglikaner. Die Bischöfe müssten zwischen „biblischen Normen und Tendenzen entscheiden, welche Sünde und Freizügigkeit als Zeichen von Liebe und Toleranz verstehen“.
(rv 23.07.2008 bp)








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