D: Schick, mit Flüchtlingen „klug, vernünftig und offen“ umgehen
Der Bamberger Erzbischof
Ludwig Schick mahnt Deutschland zur Offenheit gegenüber Flüchtlingen aus dem Irak.
Im Interview mit dem Deutschlandfunk plädierte er an diesem Mittwoch aber gleichzeitig
für die Aufteilung der Menschen nach Religionszugehörigkeit. Der Vorsitzende der Kommission
Weltkirche bei der Deutschen Bischofskonferenz hält die Unterscheidung zwischen Flüchtlingen
muslimischen und christlichen Glaubens für berechtigt, wenn es um die langfristige
Verteilung der Menschen auf einzelne Länder geht. „Also, zunächst, wenn
es um die Flüchtlinge an sich geht, darf man nicht unterscheiden. Für uns Christen
sind alle Menschen gleich. Wenn sie in Not sind, müssen sie uneingeschränkt und undifferenziert
Hilfe bekommen. Das ist Grund unseres christlichen Glaubens. Aber wenn es darum geht,
die Fliehenden dann auch zu verteilen, dann muss man auch Verstand anwenden und sagen,
wo fühlen sich die einzelnen Flüchtlingsgruppen am wohlsten, wo können sie am ehesten
auch leben und sich entfalten für die Zeit der Aufnahme. Und da denke ich, sind christliche
Flüchtlinge in christlichen Ländern besser aufgehoben, als muslimische. Die sind dann
in muslimischen Ländern besser aufgehoben. Von daher darf es diese Differenzierung
geben und ist sie vernünftig.“ Zur derzeit widersprüchlich diskutierten Terrorgefahr
durch Flüchtlinge aus dem Irak sagt Schick: „Ich kann das nicht beurteilen.
Nur, wir dürfen natürlich auch nicht aufgrund solcher Ängste, die eventuell auch sogar
geschürt werden, die Aufnahme von wirklichen Flüchtlingen verhindern. Da muss man
sehr klug und vernünftig, aber auch offen mit allen Flüchtlingen umgehen.“ Im
irakischen Bürgerkrieg seien durch die Kämpfe untereinander alle Menschen bedroht.
Doch Christen gerieten zusätzlich ins Visier radikaler Islamisten, so der deutsche
Weltkirchen-Bischof. Die Kirche in Deutschland unterstütze die Christen vor Ort, etwa
die Bildungs- und Sozialeinrichtungen - wenngleich reduziert - weiterzuführen. „Wir
beschäftigen uns mit diesen Fragen, haben auch schon darüber nachgedacht, ob wir nicht
bald einen Besuch im Irak bei den Christen machen, um sie dort zu unterstützen und
auch Hilfsmaßnahmen einzuleiten.“ Am Donnerstag beraten die Justiz- und Innenminister
der EU über den Vorschlag von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, ein Kontingent
der besonders verfolgten Irakflüchtlinge aufzunehmen. (dlf 23.07.2008 bp)