2008-07-21 10:45:56

„Papst der Menschen“ – Australiens Medien ziehen Bilanz


Nichts ist so alt wie die Nachrichten von gestern. Das mussten die australischen Zeitungen am Montag erfahren. In ihren Nachbetrachtungen des Weltjugendtags räumten sie der Kritik von Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester breiten Raum ein, dass Papst Benedikt XVI. zwar öffentlich Bedauern geäußert, aber eine direkte Begegnung mit Betroffenen vermeintlich verweigert habe. Diese Klage war am Morgen gegenstandslos geworden. Radio und Internet konnten als erste berichten, dass sich der Papst vor seinem Rückflug mit vier Missbrauchsopfern getroffen habe.

Alle Zeitungen widmeten nicht nur dem Abschlussgottesdienst mit gut 300.000 Menschen am Sonntag großen Raum, sondern zogen auch eine erste Bilanz des gesamten Weltjugendtages. Die überregionale Tageszeitung „The Australian“ titelt: „Und am siebenten Tag entspannt sich die Stadt“. Weiter heißt es dort: „Die Woche wird als eine der überschwänglichsten in Sydneys Geschichte eingehen.“ Das Fest des Glaubens und der Jugend habe „der Stadt Leben eingeatmet und selbst die zynischsten und säkularsten Bürger bezaubert“. „Ein Tsunami der Freude und des Glaubens“, schreibt der „Sydney Morning Herald“. Unter der Überschrift „Erst die Leidenschaft, jetzt das Nachdenken“ mahnt das Blatt aber auch: „Es wird einen Druck [auf die Kirche] geben, die Ausgaben für die Festivität durch eine spürbare Erneuerung der Kirche, insbesondere durch mehr Katholiken in Kirchenbänken und in den Priesterseminaren, zu rechtfertigen.“ Der „Herald“ widmet eine halbe Seite einer Geschichte über die Wandlung von Papst Benedikt XVI. vom „schüchternen Theologen und Kardinal“ zum Papst mit „ersten Anzeichen der Massenkommunikation“. Die Schlagzeile lautet: „Vom Theologen zum Papst der Menschen“. Die Autorin Paola Totaro zitiert ihren deutschen Vatikan-Kollegen Andreas Englisch mit den Worten: „In Sydney hat dieser Papst wirklich seinen Job gelernt. Mehr noch als in den USA hat er die Kirche durch die Menschen kennengelernt. Sie wollen nicht auf Abstand gehalten werden.“

(kna 21.07.2008 mg)








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