Großbritannien: Kein gemeinsamer Nenner bei Anglikanern
Konservative Kirchenführer der Anglikaner haben dem Projekt eines innerkirchlichen
Grundlagenvertrages auf dem kleinsten Nenner eine Absage erteilt. Der Versuch des
Erzbischofs von Canterbury zur Versöhnung der anglikanischen Weltgemeinschaft weise
schwerwiegende Mängel auf, betonen die Oberhäupter einflussreicher Nationalkirchen
in einer am Freitagabend in Oxford veröffentlichten Erklärung. Der unter Ehrenprimas
Rowan Williams vorgelegte Entwurf eines „Anglican Covenant“ konzentriere sich zu sehr
auf die Kirche als Institution und vernachlässige die Lehren der Heiligen Schrift.
Die mehrheitlich aus Afrika stammenden Unterzeichner sprechen im Namen der Teilnehmer
einer Globalen Anglikanischen Zukunftskonferenz (GAFCON), die im Juni in Jerusalem
tagte. Deren Bischöfe führen rund 230 Diözesen im Boykott gegen die anglikanische
Lambeth-Konferenz, die derzeit im englischen Canterbury tagt. Sie kritisieren vor
allem die „Autonomie“, die Williams einzelnen Provinzen wie der US-Episkopalkirche
oder der anglikanischen Kirche von Kanada zugestehe. Diese hätten sich der Sexuallehre
der Heiligen Schrift widersetzt. Der Streit um Disziplin und Moral in der anglikanischen
Weltgemeinschaft hatte sich 2003 an der Ernennung des bekennenden Homosexuellen Gene
Robinson zum Bischof von New Hampshire mit neuer Heftigkeit entfacht. Er droht die
rund 78 Millionen Anglikaner weltweit zu spalten. (kna 19.07.2008 bp)