Die Nachtwache auf
dem Gelände der Rennbahn von Randwick stand ganz im Zeichen des Heiligen Geistes.
Tanzshows und Gebete waren ihm gewidmet. Mit dabei waren rund 200.000 junge Katholiken.
Papst Benedikt XVI., der von der Menge begeistert gefeiert wurde, appellierte an die
Jugendlichen, in einer zerrissenen Welt zu Frieden und Harmonie, zu Gemeinschaft und
Versöhnung beizutragen. Die Feier mit Musik, Tanz und Gebet unter freiem Himmel zählt
zu den traditionellen emotionalen Höhepunkten der Weltjugendtage. Mario Galgano hat
die Vigil verfolgt.
Und immer wieder ertönte die offizielle Hymne des Weltjugendtages
aus den Lautsprechern. Die jungen Pilger mussten sich ein wenig gedulden, bis der
Papst die Bühne betrat. Bei seiner Ankunft auf dem zunächst dunklen Festgelände wurde
Benedikt XVI. von zwölf Pilgern begleitet. Mit dabei waren auch das Weltjugendtagskreuz
und die Marienikone, die bei jedem Weltjugendtag mitreisen. Zu Beginn der Feier entzündete
der Papst die Fackel einer Aborigine-Frau, die dann das Licht an die zwölf Begleiter
weiterreichte, die ihrerseits die Lampen der Bischöfe und der übrigen Teilnehmer anzündeten.
Auf einer Bühne tanzten derweil junge Artisten, die mit roten und blauen Lichtern
als Farben der Liebe und des Glaubens beleuchtet wurden. Der Papst begrüßte anschließend
die jungen Pilger und betonte die Bedeutung des Heiligen Geistes für junge Christen:
„Gott
wird eure Hoffnung nicht enttäuschen! Er ist unter euch gegenwärtig und voller Eifer,
euch mit seiner Liebe zu erfüllen.“
Sieben Pilger gaben dann ein Glaubenszeugnis
ab: Sie erzählten über die Weisheit, die Einsicht, die Erkenntnis, den Rat, die Stärke
und die Gottesfurcht – die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Ein katholischer Junge
aus Serbien erzählte, mit welchen Schwierigkeiten die katholische Gemeinde in Serbien
zu kämpfen hat. Eine junge Frau aus der Tschechischen Republik stellte das Alltagsleben
der Katholiken in einem atheistischen Umfeld vor, und eine junge schwerhörige Australierin
erklärte mit Hilfe von Taubstummenzeichen, dass „Anderssein ein Geschenk Gottes sein
kann“. Carina Broucek (19) aus Österreich berichtet, wie sie die Morallehre der Kirche
als ein Gebot der Liebe zu verstehen lernte.
„Ich war in einer schwierigen
Lage: Ich wusste, was Christus lehrte und wollte die Lehren der Kirche verteidigen,
aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich bat den Heiligen Geist, mir dabei
zu helfen, Ihm zu dienen und Ihn unter meinen Freunden bekannt zu machen. Das nächste
Mal, als ich in ein Gespräch verwickelt war, stellte ich erstaunt fest, dass mir Worte
in den Mund gelegt wurden – Worte und Gedanken, die ich zuvor nicht gekannt hatte.
Ich weiß nicht, ob einer meiner Freunde durch meine Worte näher zu Gott gebracht wurde,
aber ich vertraue darauf, dass Er in ihnen wirkt. Und ich vertraue darauf, dass Gott
sich an unseren Versuchen erfreut, Ihn zu verteidigen und Ihn zu lieben, wie nur Er
geliebt werden kann.“
Die Gesellschaft erlebe derzeit einen Prozess der
Zersplitterung, betonte der Papst in seiner Ansprache. In den Gesichtern der jungen
Pilger war ein gewisses Erstaunen ersichtlich, als der Papst über seine erste Erlebnisse
mit dem Heiligen Geist sprach:
„Als ich ein kleiner Junge war, lehrten mich
meine Eltern – wie Eure auch – das Kreuzzeichen. Und so kam ich bald zu der Einsicht,
dass es einen Gott in drei Personen gibt und dass die Dreifaltigkeit das Zentrum unseres
christlichen Glaubens und Lebens ist. Während ich zu einem gewissen Verständnis von
Gott Vater und Gott Sohn heranwuchs – die Namen sagten mir bereits viel –, blieb mein
Verständnis der dritten Person in der Trinität unvollständig. Als junger Priester,
der Theologie lehrte, entschied ich mich darum, die herausragenden Zeugen über den
Geist in der Kirchengeschichte zu studieren. Auf diesem Weg geschah es, dass ich mich
unter anderem in die Lektüre des großen heiligen Augustinus vertiefte.“
Nach
seiner Ansprache richtete Benedikt XVI. in mehreren Sprachen Grüße an die Teilnehmer.
Auf Deutsch sagte er:
„Der Heilige Geist, der Botschafter der göttlichen
Liebe, will in euren Herzen wohnen. Gebt ihm Raum in euch im Hören auf Gottes Wort,
im Gebet und in eurer Solidarität mit den Armen und Leidenden. Bringt den Geist des
Friedens und der Versöhnung zu den Menschen. Gott, von dem alles Gute kommt, vollende
jedes gute Werk, das ihr zu seiner Ehre tut“.
Am Ende der zweistündigen
Zeremonie wurden dem Papst die 24 Kandidaten vorgestellt, denen er bei der Abschlussmesse
am Sonntagmorgen das Sakrament der Firmung spenden wird. Gemeinsam beteten sie vor
der Monstranz. Kurze Momente des Innehaltens und der Anbetung, bevor der Papst das
Gelände verließ. Die meisten Jugendlichen blieben aber zurück und beten bis zum Beginn
des Abschlussgottesdienstes am Sonntag (Ortszeit).