Papst: „Ehrlicher Dialog über Eucharistie fördert Ökumene“
Der zweite offizielle
Besuchstag Benedikts beim Weltjugendtag stand u.a. im Zeichen der Ökumene. Papst Benedikt
XVI. traf mit Vertretern anderer christlicher Kirchen zusammen. Die Beziehungen zwischen
den verschiedenen Kirchen seien an einem „kritischen Punkt“ angelangt, sagte das Oberhaupt
der katholischen Kirche. Der Dialog bleibe deshalb schwierig, betonte Benedikt XVI.
bei dem Treffen am Freitag in der Krypta der St. Mary's Cathedral in Sydney.
Papst
Benedikt XVI. forderte einen „aufrichtigen Dialog“, um Meinungsverschiedenheiten zu
überwinden. Alle Christen müssten sich vor „jeder Versuchung in acht nehmen, die christliche
Lehre als trennend zu sehen“. Stattdessen sollten sie gemeinsam zu Nicht-Christen
über die Nächstenliebe sprechen. Unterschiedliche Lehrmeinungen sollten deshalb für
Christen kein Hindernis sein, auch jetzt für eine bessere Welt zusammenzuarbeiten,
betonte der Papst.
„Aus diesem Grund schreitet der ökumenische Dialog nicht
nur durch einen Austausch von Ideen voran, sondern im Teilen von Gaben, die uns gegenseitig
bereichern (vgl. Ut unum sint, 28; 57). Eine „Idee“ zielt auf Wahrheit, eine „Gabe“
drückt Liebe aus. Beide sind wesentlich für den Dialog. Uns selbst zu öffnen, um von
anderen Christen geistliche Gaben zu empfangen, regt unsere Fähigkeit an, das Licht
der Wahrheit, die vom Heiligen Geist kommt, zu erkennen.”
Die Christen
in Australien seien in dieser Hinsicht ein Vorbild, so der Papst.
„Die Australier
schätzen herzliche und offene Diskussionen. Das hat der ökumenischen Bewegung gute
Dienste geleistet. Ein Beispiel ist das 2004 von den Mitgliedern des Nationalen Rates
der Kirchen in Australien unterzeichnete Abkommen. Dieses Dokument anerkennt den gemeinsamen
Einsatz, legt Ziele dar und führt Punkte der Übereinstimmung an, ohne dabei die Unterschiede
zu vertuschen.“
Ein solcher Ansatz zeige nicht nur die Möglichkeit, konkrete
Beschlüsse „für eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Gegenwart zu fassen“, sondern
auch „die Notwenigkeit, die geduldige Diskussion über unterschiedliche theologische
Standpunkte weiterzuführen“. Hauptproblem im ökumenischen Dialog bleibe aber das
gemeinsame Feiern der Eucharistie. Aber man dürfe sicher sein, eines Tages gemeinsam
dieses Sakrament feiern zu können. Wörtlich sagte Benedikt XVI.:
„Der Weg
der Ökumene weist letztlich in die Richtung einer gemeinsamen Feier der Eucharistie
(vgl. Ut unum sint, 23-24; 45), die Christus seinen Aposteln als das Sakrament der
Einheit der Kirche par excellence anvertraut hat. Obwohl es noch Hindernisse gibt,
die überwunden werden müssen, können wir sicher sein, dass eine gemeinsame Eucharistie
eines Tages nur unser Bemühen stärken wird, einander zu lieben und zu dienen in Nachahmung
unseres Herrn.“
Ein ehrlicher Dialog hinsichtlich des Ranges der Eucharistie
könne „zweifelsohne helfen, die ökumenische Bewegung voranzubringen und das christliche
Zeugnis vor der Welt zu vereinigen“, so der Papst weiter. Doch Benedikt mahnte auch
zu Vorsicht:
„Jedes Element der Struktur der Kirche ist wichtig, doch alle
würden ins Wanken geraten und einstürzen ohne den Eckstein, der Christus ist. Als
„Mitbürger“ und „Hausgenossen Gottes“ müssen die Christen zusammenarbeiten, um sicherzustellen,
dass der Bau fest steht, so dass andere angezogen werden, einzutreten und die reichen
Schätze der Gnade in seinem Inneren zu entdecken. Wenn wir christliche Werte fördern,
dürfen wir es nicht unterlassen, ihre Quelle zu verkünden, indem wir ein gemeinsames
Zeugnis von Jesus Christus, dem Herrn, geben. Er ist es, der die Apostel beauftragte,
er ist es, den die Propheten verkündigten, und er ist es, den wir der Welt anbieten.“
Bei
dem Treffen fehlte kurzfristig der aus Australien stammende frühere vatikanische Ökumene-Minister
Kardinal Edward Cassidy, der sich wegen einer Herzerkrankung im Krankenhaus befindet.
Benedikt XVI. würdigte seinen Einsatz für die christliche Einheit und wünschte ihm
gute Besserung.