Großbritannien: Anglikaner-Primas ruft Bischöfe zur Einheit auf
Das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams
von Canterbury, hat die streitenden Bischöfe seiner Kirche zur Einheit aufgerufen.
Die internen Konflikte über Frauen und homosexuelle Priester im Bischofsamt schwächten
das Christentum und den Bund aller Getauften, zitiert die britische Tageszeitung „The
Times“ (Donnerstag) aus einem Dokument mit Arbeitspapieren, das derzeit auf der Lambeth-Konferenz
im englischen Canterbury zirkuliert. Die Beziehungen der Bischöfe zueinander seien
„von Sünde überschattet.“ Seit Mittwoch treffen sich rund 650 Bischöfe der anglikanischen
Weltgemeinschaft zur Lambeth-Konferenz. Das höchste Beratungsgremium der Anglikaner,
das nur alle zehn Jahre tagt, steht dieses Mal unter dem Vorzeichen einer drohenden
Spaltung der Anglikaner. Mehr als 200 konservative Bischöfe, zumeist aus afrikanischen
Ländern, boykottieren das Treffen aus Protest gegen eine zunehmende Liberalisierung
der anglikanischen Kirche. Sie haben Williams wiederholt Führungsschwäche vorgeworfen
und sich zu einer Gemeinschaft bekennender Anglikaner (FOCA) zusammengeschlossen.
Williams bemüht sich, einen weiteren Zerfall der anglikanischen Weltgemeinschaft zu
verhindern. Es sei nicht vertretbar, dass sich Teile einzelner Landeskirchen aus Protest
gegen ihren Bischof einer anderen Provinz unterstellten. Die Kritik richtet sich gegen
rund 300 konservative US-Pfarrgemeinden, die sich afrikanischen Provinzen angeschlossen
haben. Beobachter werten die ungewohnt deutlichen Worte des Ehrenprimas als Versuch,
sich wieder mehr Autorität zu verschaffen.