Auch für Papst Benedikt
XVI. hat der Weltjugendtag offiziell begonnen: Bei strahlendem Sonnenschein und frischem
Wind ist Papst Benedikt XVI. im Hafen von Sydney vorgefahren. Der Einzug eines barocken
Königs in sein Land hätte nicht prachtvoller sein können als die Fahrt von Papst Benedikt
XVI. auf einem weißen Luxusboot in Sydney. Pater Eberhard von Gemmingen hat es
für uns beobachtet.
Nach seinen Visiten bei Gouverneur und Regierungschef wurde
das Kirchenoberhaupt zunächst auf der Rose-Bay am Ufer gebührend von einigen Ältesten
der Ureinwohner – der Aborigines – mit einem traditionellen Tanz begrüßt. Der Papst
erwies ihnen seine Hochachtung und bestieg dann den Luxusdampfer Sydney 2000. Auf
dessen Oberdeck warteten schon rund 100 Jugendliche, die mit ihren unzähligen Fahnen
voraus leuchteten. Der Papst am vordersten Bug des dreistöckigen Schiffes mit weithin
leuchtender roter Mozetta, umgeben von Kirchenführern und bunt gemischten Jugendlichen.
Die sechs Seemeilen Fahrt auf dem breiten und langen Meerbusen dauerte nahezu eine
Stunde. Rund 15 Boote begleiteten das Hauptschiff. Dabei konnte man übers Fernsehen
und von einer Kamera im Hubschrauber die Faszination von Sydney genießen: im Hintergrund
Wolkenkratzer, die Manhatten Konkurrenz machen, am Ufer Parks und Villen, unterquert
wird die berühmte riesige Stahl-Brücke, vorbei geht’s am weltberühmten Opernhaus.
Über allem spannt sich ein klarer blauer Himmel, der Wind weht, sodass die Fahnen
flattern und dem Papst die Mozetta ins Gesicht fliegt. Und das Meer ist so blau wie
früher einmal die Donau war. Ein prächtiges Schauspiel. Doch lange mussten die
nahezu 200.000 Jugendlichen auf der Barangaroo-Bay warten, bis ihr Mann in Weiß dann
endlich eintraf. Kein Wunder, dass sie ihm himmlische Freudenschreie entgegenbrachten. Vermutlich
hatte die Pilgerjugend aus rund 160 Ländern auch zehnmal so viele Fahnen mitgebracht,
denn das Fahnenmeer konnte selbst einen Abgebrühten beeindrucken. Hier gab es nochmals
einen Empfangstanz von jungen Aborigines, den der Papst aufmerksam beobachtete. Dann
ging es hoch aufs Podium und es begann ein kurzer Wortgottesdienst mit einer langen
Papstansprache. In der Predigt ging es dem Papst um die heutigen Gefahren für Mensch,
Gesellschaft und Umwelt. Sie können nach seiner Überzeugung am leichtesten gemeistert
durch die Entdeckung Gottes und Jesu Christi. Ausgangspunkt seiner Rede waren
die zwölf Apostel und die Missionare, die nach Australien kamen.: „Heute denken
wir an jene Pioniere, Priester und Ordensleute, die aus Irland, Frankreich und Großbritannien
und anderen Teilen Europas an diese Küsten und in andere Regionen des Pazifiks kamen.
Diese Pioniere seien oft nicht einmal 20 Jahr alt gewesen, hätten um Christi willen
ihre Heimat verlassen. Ihr ganzes Leben sei Zeugnis für Christus gewesen. ,Today that
is my term’: Heute bin ich an der Reihe. Einigen von uns mag es erscheinen, als seien
wir ans Ende der Welt gekommen.“ Nach einer Aufzählung der Schönheiten, die
er beim Flug gesehen habe – das Meer, die Wüste, die asiatischen Wälder, den Glanz
Australiens – meinte der Papst, man bekomme dabei einen Einblick in die Schöpfungsgeschichte.
Alles sei sehr gut. Aber bei aller Nachdenklichkeit finde man auch Defekte: „Erosion,
Entwaldung, Verschwendung von Mineral und Meeresressourcen. Dahinter steht Konsumismus.“ Da
dränge sich die Frage auf: Wie steht es um den Menschen, den Gipfel der Schöpfung.
Man kenne zwar die angeborene Güte des Menschen, aber im Menschen in der Gesellschaft
schleiche auch ein Gift. „Ein Gift, das droht, das Gute zu zerstören, den Zweck,
zu dem wir geschaffen sind, zu verdrehen.“ Der Papst nennt Alkohol und Drogenmissbrauch,
Gewalt, sexueller Verfall, der als Unterhaltung präsentiert werde. Freiheit und Toleranz
werde dabei von der Wahrheit getrennt. Relativismus nennt alles gleich wertvoll, es
fehle die Frage, ob eine Erfahrung gut und wahr sei. Lasst euch nicht täuschen, ruft
der Papst den Jugendlichen zu. Und seine Antwort: „Christus bietet mehr. Tatsächlich
bietet er alles. Allein Er, der die Wahrheit ist, kann der Weg sein.“ Der Papst
beklagt dann, dass heute viele fordern, Gott müsse auf der Ersatzbank bleiben. Religion
müsse aus dem öffentlichen Leben verschwinden. In Wirklichkeit aber dränge der Säkularismus
eine bestimmte Sicht der Welt auf. „Wenn Gott im öffentlichen Leben irrelevant
wird, werde die Gesellschaft nach einem gottlosen Bild geformt.“ Aber die
Erfahrung zeige, dass die Abwendung vom Plan des Schöpfers Unordnung hervorruft. Wenn
Gott in den Schatten gestellt wird, schwindet die Fähigkeit die natürliche Ordnung
und das Gute zu erkennen. Zum Ende des Gottesdienstes gab es den päpstlichen Segen
und Lieder, Lieder, Lieder.