UNO/Sudan: Menschenrechtler begrüßen Antrag auf Haftbefehl
Die Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch begrüßt den Antrag auf Anklage und internationalen Haftbefehl gegen
den sudanesischen Präsidenten Omar el Baschir. Beantragt hatte den Haftbefehl am Montag
der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Luis Moreno Ocampo. Nach
Ansicht des Chefanklägers zeigen die Beweise, dass el Baschir die Vernichtung von
Bevölkerungsgruppen in Darfur geplant und ausgeführt hat. Im vergangenen Jahr hatte
ein Treffen el Baschirs mit Papst Benedikt XVI. für Aufsehen gesorgt. Der Vatikan
versprach sich damals von der Begegnung „Einwirkungsmöglichkeiten in einem besonders
gefährdeten Teil Afrikas“. El Baschir instrumentalisiere Religion, nur um seinen
eigenen Machterhalt zu sichern. In Rom sei es ihm nur um internationale Aufwertung
seines Terrorregimes gegangen, erklärte im Interview mit dem Kölner Domradio die Direktorin
des deutschen Büros Human Rights Watch, Marianne Heuwagen:
„Es ist insofern
ein wichtiges Signal, da die Staaten, die bisher el Baschir unterstützt haben, wie
beispielsweise Russland und China, es auch erleben müssen, dass es keine Straffreiheiten
für Präsidenten gibt und das die Verantwortlichkeit und die Befehlskette bis in die
höchste Regierungsebene verfolgt werden kann. Der UNO-Chefankläger hätte sicherlich
nicht die Anklage erhoben, wenn er die Anschuldigungen nicht beweisen könnte.“
Sollte
Anklage gegen el Baschir erhoben werden, würde vor allem China unter Druck geraten,
da die Volksrepublik das afrikanische Land nicht nur finanziell sondern vor allem
militärisch unterstützt.
„Am Wochenende hatte der britische Sender BBC noch
einmal nachgewiesen, dass die Chinesen vor dem Embargo nicht nur Waffen geliefert
haben, sondern auch weiterhin die Piloten trainieren und auch in diesem Bereich gegen
internationales Recht verstoßen. Das führt unweigerlich dazu, dass im Zusammenhang
mit dem Antrag des UNO-Chefanklägers der Druck auf China verstärkt wird und China
ebenfalls von dem internationalen Strafgerichtshof zur Rechenschaft gezogen werden
könnte.“
Wann die UNO-Richter über den Antrag gegen el Baschir entscheiden,
ist noch nicht bekannt. Es wäre das erste Verfahren des Gerichtshofes gegen ein amtierendes
Staatsoberhaupt. – Bei dem Konflikt zwischen Rebellen und der regierungstreuen Dschandschawidmiliz
in Darfur sollen seit 2003 nach UNO-Angaben mindestens 300.000 Menschen getötet worden
sein. Etwa 2,7 Millionen Menschen flüchteten vor der Gewalt.