Insgesamt 68 Renaissance- und Barockkirchen im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt
sind nach Angaben der Erzdiözese „in erbärmlichem Zustand“. Das erklärte der Leiter
der Diözesankommission für sakrale Kunst, Alfredo Ramirez Jasso, vor der Presse. Mit
dem ungewöhnlichen Schritt an die Öffentlichkeit hoffen Jasso und der Pfarrer der
Kirche San Lorenzo, Felipe Guerra Avila, nach eigener Aussage, die Denkmalschutzbehörden
zum Handeln zu bewegen, „bevor es zu spät“ sei. Der Hilferuf kam, nachdem sich am
vergangenen Donnerstag ein mehrere Quadratmeter großes Mauerstück aus der Kuppel von
San Lorenzo gelöst hatte und auf die Kirchenbänke gestürzt war. Da in Mexiko seit
der bürgerlich-antiklerikalen Revolution die Kirchen Staatseigentum sind, ist die
Denkmalschutzbehörde für deren Erhalt zuständig. Der bürokratische Aufwand bewirke,
dass sich Anträge an die Denkmalschutzbehörde über Jahre hinziehen. Erschwerend komme
hinzu, dass die Stadt auf unstabilem, sandigem Grund gebaut sei. Untersuchungen zeigen,
dass ganze Straßenzüge jährlich mehrere Zentimeter absinken. – Die Gotteshäuser in
der mexikanischen Hauptstadt gehören zu den schönsten Beispielen der Kunst von Renaissance
und Barock. Ihr Wert wurde allerdings von der „nordatlantischen“ Kunstwissenschaft
bis heute nicht rezipiert.