Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland sind so gefährdet, dass die Jugendämter
sie in Obhut nehmen müssen. Im vergangenen Jahr nahmen Jugendämter täglich 77 Kinder
und Jugendliche auf, im Vorjahr 71. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische
Bundesamt an diesem Dienstag veröffentlicht hat. Insgesamt wurde für 28.200 Kinder
und Jugendliche „Erste Hilfe“ in für sie gefährlichen Situationen geboten; das waren
rund 2.200 (plus 8,4 Prozent) mehr als 2006. Der mit Abstand am meisten genannte Anlass
war die Überforderung der Eltern. In 435 Fällen wurden die Kinder gegen den erklärten
Willen der Sorgeberechtigten in Obhut genommen. Bei 6.500 der Kinder und Jugendlichen
waren Vernachlässigung beziehungsweise Anzeichen für Misshandlung oder für sexuellen
Missbrauch festgestellt worden. An einem jugendgefährdenden Ort, zum Beispiel in Straßen
mit Bordellbetrieb oder an Treffpunkten von Drogenhändlern, wurden rund 3.000 der
in Obhut Genommenen aufgegriffen.