2008-07-13 11:14:02

D/Großbritannien: „Anglikaner schauen auf Katholiken“


RealAudioMP3 Die anglikanische Kirche in England will künftig Frauen für das Bischofsamt zulassen. Dies beschloss die Synode der „Church of England“ im nordenglischen York diese Woche. Die Abstimmung hat eine wichtige Signalwirkung, da die „Church of England“ die Mutterkirche der anglikanischen Kirche mit weltweit rund 77 Millionen Anhängern ist. Von einer drohenden Spaltung der Weltgemeinschaft der Anglikaner, der „Anglican Communion“, ist seit mindestens eineinhalb Jahrzehnten die Rede, jetzt scheint sie Tatsache zu werden. Benedikt XVI. hatte auf Fragen von Journalisten auf dem Flug nach Sydney geantwortet, er bete für die Anglikaner.
Mario Galgano hat den anglikanischen Pfarrer in Berlin, Christopher Jage-Bowler, gefragt, wie er die Situation seiner Kirche im Augenblick einschätzt.

„Es ist eine Tatsache, dass vor einigen Jahren eine heftige Debatte innerhalb der so genannten „Anglican Communion“ aber auch innerhalb der „Church of England“ über die Frage der Priester- und Bischofsweihe für Frauen entstand. Diese Frage ist weiterhin umstritten. Doch die „Anglican Communion“ ist eine Gemeinschaft von selbständigen Kirchen. Es gibt keine gesetzgebende Zusammenkunft. Vielmehr sind diese Gemeinschaften durch die geschwisterliche Liebe miteinander verbunden. Sie sind aber voneinander unabhängig. Ich glaube deshalb nicht, dass es zu einem Schisma kommen wird, da es ja bereits eine bedeutende Unabhängigkeitsverhältnis zwischen den Gemeinschaften gibt. Es gibt natürlich Trennungen innerhalb der Kirche. Neu ist, dass die Generalsynode der „Church of England“ jetzt den Beschluss gefasst hat, dass Frauen auch zu Bischöfinnen ordiniert werden können. Eine Spaltung ist also nur innerhalb der „Church of England“ möglich. Aber innerhalb der „Anglican Communion“ sehe ich eigentlich keine Möglichkeiten eines Schismas.“

Welche Strömungen, welche Positionen unterstützen die Anglikaner in Deutschland?

„Heutzutage gibt es in allen Bereichen wenige Fragen, die von vornherein einstimmig gutgeheißen werden. Wo Leute zusammenkommen, da gibt es immer verschiedene Meinungen. Bis jetzt habe ich keine ablehnende Haltung – außer bei einer Gemeinde – zu dieser Frage gehört. Diejenigen, die dagegen sind, machen das bei uns nicht öffentlich bekannt.“

Das Votum der Kirche von England, Frauen uneingeschränkt zur Bischofsweihe zuzulassen, ist aus katholischer Sicht ein Hindernis für die Einheit der Kirche. Ist diese Haltung zur „apostolischen Tradition“ in der anglikanischen Kirche von Bedeutung? Wird darüber diskutiert?

„Auf jeden Fall. Man hört mit großem Interesse bei uns, was die römisch-katholische Kirche aber auch andere Kirchen zu dieser Frage sagen. Man muss dennoch einsehen, dass es innerhalb der „Anglican Communion“ bereits Bischöfinnen gibt. Da nun auch die „Church of England“ dies zulässt, kommt etwas auf uns zu, was gar nicht neu ist.“

Ende Juli steht die Lambeth-Konferenz an. Welchen Verlauf, vermuten Sie, wird sie haben? Welche Zeitungstitel erwarten Sie nach der Versammlung?

„Die Lambeth-Konferenz ist eine Versammlung, die vor ungefähr 100 Jahren eingeführt wurde. Seit damals kamen die Bischöfe zusammen, um gemeinsam zu beten, sich zu treffen, Bibelstudien zu fördern und auch einander Mut zuzusprechen. Die Konferenz wurde nie als Entscheidungsgremium verstanden. Doch im des 20. Jahrhunderts ist diese Konferenz durch eine zentralistische Tendenz einen neuen Weg eingegangen.. Aber das war ja nicht der ursprüngliche Zweck dieser Konferenz. Der jetzige Erzbischof von Canterbury hat ja vor kurzem gesagt, die Konferenz sollte an ihre Ursprünge zurückkehren. Deshalb erwarte ich keine großen Pressemeldungen, weil es ja nicht einmal eine Medienmitteilungen am Schluss der Konferenz geben wird. Was ich in der Presse erwarte, ist nichts Spektakuläres. Die Medien suchen doch etwas, was gar nicht stattfinden wird. Was nämlich bei der Lambeth-Konferenz stattfinden wird, ist ein Bischofstreffen mit viel Gebet und Studium. Daher erwarte ich keinen Bruch danach.“

(rv 13.07.2008 mg)







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