2008-07-11 16:19:50

Vatikan/D: Kirche in den Medien


RealAudioMP3 Wer macht das Image der Kirche? Darüber sprechen an diesem Freitag im Vatikan Medienleute und Unternehmensberater bei einer Tagung der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan und der Benedicuts-Stiftung. Tenor: Deutschsprachige Medien berichten mitunter sehr selektiv über kirchliche Angelegenheiten. Beispielsweise ist derzeit viel von finanziellen Problemen der Kirche die Rede, von Umstrukturierungen und Pfarrzusammenlegungen. Dabei ist am Zustand der Kirche über die Jahre betrachtet zunächst einmal der Rückgang der Gläubigen dramatisch, weniger aber der Rückgang an finanziellen Mitteln – den gibt es nämlich bei näherer Betrachtung gar nicht, sagt der Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande, Fachmann für die katholische Kirche bei McKinsey in München.

„Tatsächlich haben sich aber die finanziellen Ressourcen in den vergangenen 40 Jahren nahezu vervierfacht. Das eigentliche Problem der Kirche ist der Rückganz der Partizipation, der Bindung. Das heißt, nur noch 14 Prozent der Katholiken gehen regelmäßig in die Kirche, vor 40 Jahren waren es noch knapp 50 Prozent. Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Trend weitergeht. Nicht so sehr die Austritte, sondern mangelnde Taufen. Wir haben heute rund 25 Millionen Katholiken in Deutschland  (was rund 30 Prozent entspricht). In zehn oder 15 Jahren ist eine Zahl von 20 Prozent durchaus realistisch.“

Für die Kirche gilt es zunächst, diese Diagnose zu akzeptieren, empfiehlt der Unternehmensberater – und dann Strategien zu entwickeln, sich wieder sinnvoller ins Gespräch zu bringen. Denn die Krise der Kirche äußert sich auch darin, dass sie in den Massenmedien praktisch kaum vorkommt.

„Kirche ist präsent in lokalen Zeitungen mit Glockenweihen und dergleichen, in den breiten überregionalen ist sie nur noch mit großen Ereignissen präsent, oder wenn irgendwelche Fehlverhaltungen stattfinden. Im Fernsehen findet Kirche nur noch zur späten Abendstunde statt, für einen kleinen Kreis aufgeklärten, christlich interessierten Bildungsbürgertums.“

Kirche muss sich auseinandersetzen mit der sie umgebenden säkularisierten Gesellschaft, in der sie auch in Konkurrenz mit anderen sinnstiftenden Organisationen steht. Dabei hat die Kirche durchaus überzeugende Stärken, die sie von „Mitbewerbern“ aller Art abhebt, sagt Mitschke: das sind nicht nur ihre alten Strukturen, sondern vor allem ihr Personal.

„Kirche wird in ihren Botschaften dann glaubwürdig, wenn sie von Menschen kommt. Es sind nicht die Steine und nicht die Konzerte, die ihnen täglich in ihren Nöten, Sehnsüchten beistehen. Deshalb geht es darum, sich sehr stark am Menschen zu orientieren und ihn in den Mittelpunkt zu stellen. Die Kirche ist für den Menschen da, und nicht der Mensch für die Kirche. Das ist für mich auch eine konsequente Wiederentdeckung des Gläubigen. Wir haben teils zu stark Bewegungen gehabt: auf der einen Seite Kirche, auf der anderen die Gläubigen. Der Gläubige ist nicht nur ein Verbraucher von Glauben, sondern er produziert ihn und gibt ihn weiter.“

(rv 11.07.2008 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.