2008-07-11 13:48:17

Türkei /D: Minderheitenpolitik Hintergrund für Entführung


RealAudioMP3 Die drei am Berg Ararat entführten deutschen Bergsteiger sind weiter in der Hand von PKK-Rebellen. Die Bemühungen des deutschen Außenministeriums um eine Freilassung laufen auf Hochtouren. Schon lange hatte die PKK keine Geiseln mehr genommen, nun fürchten Beobachter eine Eskalation der Gewalt.
Das dahinterliegende Problem sei die Minderheitenpolitik des türkischen Staats, erklärt Tilman Zülch. Er ist Gründer und Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV). Unter ihr hätten Kurden, Armenier, Christen unterschiedlichster Herkunft zu leiden. Die türkische Regierung dürfe auf den PKK-Terror nicht allein mit Gegenterror antworten:

„Das Militär erweckt den Eindruck, als wäre es immer wieder froh, dass die PKK diesen Kampf fortsetzt, weil sie so die Möglichkeit hat, das Kurdische zu unterdrücken und westlichen und vor allem europäischen Forderungen nicht nachgeben muss, den Kurden Rechte zu gewähren. Das mindeste – das fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker – wären das Recht auf die eigene Sprache und Kultur und dass man endlich die politischen Gefangenen – meistens junge Leute, die sich an PKK-Dingen beteiligt haben, aber aus Frustration und Ausweglosigkeit – dass man die entlässt und die Dörfer wieder aufbaut.“

Die Lösung liegen auf der Hand, so Zülch. Es sei notwendig…

„… dass die Türkei, die sich ja immer als europäischen Staat bezeichnet, sich in eine Föderation umwandelt und dann den türkischen Regionen in Südost-Anatolien Selbstverwaltung gewährt. Wir haben in Europa eine Fülle von solchen Beispielen, die Türkei beruft sich ja immer auf Europa und will auch in die EU. Ich erinnere an die Autonomie von Wales, von Schottland, von Katalonien, von Südtirol: Daran könnte sich die Türkei orientieren!“

Die große Mehrheit der Kurden vor Ort und in den Nachbarländern lehnt den Terrorismus ab, sie hätten die Nase voll von Gewalt und Bürgerkrieg. Auch in Deutschland – wo ungefähr 800.000 Kurden leben – sei die Haltung ablehnend, so der Menschenrechtsaktivist.

„Aber die PKK hat gerade in Deutschland sehr dogmatische Anhänger, die aufgrund ihres eigenen Schicksals so verbittert sind, dass sie diese Partei durch dick und dünn unterstützen. Was nicht heißen muss, dass sie mit dieser Entführung von Deutschen einverstanden ist.“

Die PKK verlangte in einer Erklärung, die Regierung in Berlin müsse ihre - wie es hieß - feindliche Politik gegenüber der PKK und dem kurdischen Volk einstellen. Im Juni hatte das Bundesinnenministerium jegliche Unterstützung des PKK-nahen kurdischen Senders ,Roj TV’ und dessen Ausstrahlung in Deutschland verboten. Der Fernsehkanal sitzt in Dänemark. Die PKK ist in der Bundesrepublik seit 1993 verboten.

(rv / dw 11.07.2008 mc)








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