Vatikan/Italien: Fisichella beklagt „faktisch einen Fall von Euthanasie"
Die Erlaubnis eines Mailänder Gerichts, eine 37-jährige Wachkoma-Patientin nicht weiter
zu ernähren, hat scharfe Kritik im Vatikan ausgelöst. Das Urteil rechtfertige „faktisch
einen Fall von Euthanasie“, sagte der für Ethikfragen zuständige Erzbischof Rino Fisichella
der Nachrichtenagentur ANSA. Auch im Koma sei die Patientin Eluana Englaro noch am
Leben, sagte der neue Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben. Niemand dürfe
„sich anmaßen, einem individuellen Leben ein Ende zu setzen“. Zugleich forderte der
Erzbischof eine gesetzliche Regelung des Umgangs mit derartigen Fällen in Italien.
- Am Mittwoch hatte eine Berufungsinstanz es für rechtens erklärt, die Ernährung Englaros
durch eine Nasensonde einzustellen. Die Norditalienerin ist seit einem Autounfall
1992 ohne Bewusstsein. Die Richter stützten sich laut Bericht auf den „angenommenen
Willen“ der Frau; dabei berücksichtigten sie sowohl Äußerungen vor ihrem Unfall sowie
Aussagen von Angehörigen und Freunden. Der Staatsanwalt kann gegen die Entscheidung
das Kassationsgericht anrufen. Vatikanerzbischof Fisichella hofft in diesem Fall auf
eine „weniger emotionsgeladene Argumentation“. (ansa/kna 10.07.2008 bp)