Roms neuer Bürgermeister
Gianni Alemanno will die Ewige Stadt als Treffpunkt des Dialogs zwischen den Kulturen
etablieren. Das verriet der praktizierende Katholik im Gespräch mit Radio Vatikan. „Erst
vorgestern habe ich den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem getroffen und verschiedene
Vertreter der arabischen Welt. Nächste Woche kommt Abu Mazen zu uns aufs Kapitol.
Der Punkt ist der: Rom kann keine aktive diplomatische Rolle spielen. Aber es kann
ein neutrales Territorium, eine Freizone des Dialogs sein, sodass hier ein Austausch
zwischen Zivilisationen und Kulturen stattfindet. Der Kampf, der im Nahen Osten stattfindet,
ist mehr als ein Kampf mit militärischen oder politischen Mitteln ein kultureller
Kampf. Es dreht sich darum, den Fundamentalismus zu isolieren und alle in den Dialog
einzubinden, die Respekt für den anderen haben. Und Rom kann ein Ort sein, diesen
Dialog anzubahnen. Da gibt es etwa die Idee, einen G8-Gipfel der Hauptstädte einzuberufen,
bei dem bestimmte internationale Themen angegangen werden sollen.“
Alemanno
gehört der postfaschistischen Alleanza Nazionale an. Er gewann vor zwei Monaten überraschend
die Bürgermeisterwahl gegen den Sozialdemokraten Francesco Rutelli. Eine der größten
Herausforderungen Roms ist zur Zeit das Thema Einwanderung, vor allen Dingen rumänischer
Roma und Sinti, deren Zahl sich seit dem EU-Beitritt ihres Landes vervielfacht hat.
Wie kann man in Rom Aufnahme und Sicherheit vereinbaren?
„Wir müssen unsere
Eingriffe dem Prinzip der Gegenseitigkeit unterordnen. Das heißt, helfen, beistehen,
integrieren – aber im Austausch gegen die Akzeptanz unserer Regeln. In der Vergangenheit
war es oft so, dass Personen Hilfsleistungen angesammelt haben, aber gleichzeitig
illegale Handlungen setzten, um sich zu finanzieren. So entstand das Bild von Rom
als ,strafloser’ Stadt. Wir müssen das Prinzip der Härte wieder herstellen. Und dabei
wissen, dass Solidarität und Legalität zusammengehören. Wenn wir Aktivitäten verhindern,
die an den Grenzen der Legalität sind – etwa Bettelei, illegaler Straßenhandel – müssen
wir auch dafür sorgen, dass die Menschen nicht verzweifeln. Die Roma-Lager müssen
saniert werden, weil sie oft auf Mülldeponien stehen und in wirklich unwürdigem Zustand
sind. Aber gleichzeitig müssen wir dort Kontrollen durchführen. Denn den Mangel an
Kontrolle bezahlen nicht die Reichen, sondern die Armen: Frauen, Kinder, alte Menschen.“
(rv 07.07.2008 gs)