Der neue Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hat die Christen im Nahen
Osten aufgerufen, sich von negativen Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart nicht
entmutigen zu lassen. Er drängt zudem zu mehr Einsatz für die Ökumene im Heiligen
Land. Der Jordanier übernahm das Amt vor kurzem von Patriarch Michel Sabbah, der es
20 Jahre innehatte. Twal kündigte im Vorfeld an, sich stärker auf die Seelsorge zu
konzentrieren und „weniger auf die Politik“. Das bedeute jedoch nicht, dass er die
Zusammenarbeit mit Politikern meiden werde, betont der Lateinische Patriarch: „Wenn
wir uns um den Menschen kümmern, ist es klar, dass die Politik das Leben dieser Menschen
betrifft. Die Sorge um die Menschen haben wir mit der Politik gemeinsam. Die Zivilbehörden
tun ihr möglichstes für die Würde, die Arbeit, die Gesundheit der Menschen. Wir bemühen
uns unsererseits sowohl um die materielle Dimension, aber auch um die Freiheit, Würde
und Spiritualität der Menschen. Als Religionsführer haben wir viel gemeinsam mit politischen
Vertretern zu tun. Wir müssen unsere Bemühungen für das Wohlergehen der Menschen koordinieren,
unabhängig von deren Religion, ob sie christlich, muslimisch oder jüdisch ist.“
Er
selbst sei nicht immer so hoffnungsvoll wie jetzt gewesen, sagt Twal, der seinem Vorgänger
Sabbah als Koadjutor zur Seite stand.
„Angesichts der dramatischen Lage
hatte meine Ernennung als Koadjutor mich am Anfang erschreckt, in einer Situation
ohne Zukunft, ohne Hoffnungsschimmer. Mit der Zeit habe ich aber erlebt, dass viele
Freunde mir zur Seite stehen, dass ich nicht allein bin. Auch bei meinen Kontakten
hier in Rom an der Kurie und mit dem Papst persönlich habe ich viel Unterstützung
erfahren. Jetzt übernehme ich gern die Verantwortung.“ (rv 04.07.06 bg)