2008-07-03 13:32:45

Russland: Akute Visa-Schwierigkeiten


RealAudioMP3 Die Visa-Problematik für Kirchenleute in Russland bleibt dramatisch. Die Behörden legen ein neues Visa-Gesetz, das seit Oktober letzten Jahres in Kraft ist, im Fall katholischer Priester und Ordensleute besonders streng aus, und das bringt die Gemeinden dort in arge Bedrängnis, hat uns jüngst Bischof Clemens Pickel von Saratow in Südrussland berichtet.

„Russland zieht nach - so wie Europa Jahresvisa vergibt, die Person aber nur 90 Tage bleiben kann oder zweimal 90 Tage, so ist es nun auch bei uns. In fünf Tagen habe ich drei Anrufe von Priestern bekommen, die das Land verlassen müssen – plötzlich, für drei Monate. Das ist überraschend, weil die Priester noch normale Jahresvisa für 365 Tage haben. Aber die örtlichen Behörden halten das neue Gesetz schon für in Kraft, auch für die eigentlich noch gültigen Visa, und so kommt es, dass einer nach dem anderen das Bistum verlassen muss. Und ich muss sehen, was ich mit den Pfarreien mache. Ich habe keine Nachbarpfarreien, die das mitbetreuen können. Wir haben dreihundert, vierhundert, fünfhundert Kilometer zwischen den einzelnen Pfarrgemeinden, so dass die Gemeinden jetzt ziemlich in der Sonne stehen…“

Von der restriktiven Visa-Regelung nicht betroffen sind naturgemäß russische katholische Priester. Freilich gibt es davon nicht allzu viele. Bischof Pickel:

„Ich habe vier. Wir sind 48 Priester im Bistum, davon sind vier Russen und 44 Ausländer. Von den Ausländern haben fünf die Aufenthaltsgenehmigung für immer. Aber knapp 40 sind auf Jahresvisa angewiesen, und das funktioniert zur Zeit sehr schlecht. Theoretisch könnte man sagen, die können sich doch über irgendwelche Kanäle eine Aufenthaltsgenehmigung besorgen. Aber in Russland ist das verbunden mit so genannten Quoten. Am Jahresanfang wird für jedes Gebiet eine Quote herausgegeben, dann dürfen z.B. 500 Ausländer aufgenommen werden. Aber die sind gegliedert in Computerleute, Mediziner, Bauarbeiter. Und Kirche ist da nicht drin! Das heißt für die Behörden, Kirche gehört nicht rein, es ist außerdem nicht unsere Kirche, denn die katholische Kirche wird als fremde Kirche empfunden. Deshalb haben wir zur Zeit wirklich ein ernsthaftes Problem.“

Ein Dauerbrenner ist in Russland das konfliktreiche Verhältnis zur orthodoxen Kirche. Auch wenn Bischof Pickel hier von Anzeichen einer Entspannung berichtet.

„Ein großes Problem war es vor sechs Jahren, als der Papst die Diözesen eingerichtet hat – also die Apostolischen Administraturen umbenannt hat, denn in der Praxis war es nichts weiter als eine Umbenennung. Damals gab es viele Schwierigkeiten und später dann Funkstille, was aber schon ein positives Zeichen war. Inzwischen gibt es Dialog auf verschiedenen Ebenen, ich habe gehört, wie etwa in Sankt Petersburg schon verschiedene Sachen laufen. Bei uns im Süden Russlands haben wir mehr Provinz, das heißt, manche Sachen im ökumenischen Bereich sind noch nicht durchgedrungen zu uns. Aber es scheint tatsächlich auf einem guten Weg zu sein.“
(rv 03.07.2008 gs)








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