Es ist eine traurige Premiere: Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte wurde in
Nepal ein katholischer Priester ermordet. Der 62-jährige indische Salesianer-Pater
und Schulleiter John Prakash ist zu Wochenbeginn offenbar Opfer eines Raubüberfalls
geworden. Verdächtigt wird eine lokale Terrorgruppe. Nepals Bischof Anthony Sharma
erzählt, dass Prakash in den letzten sieben Jahren ein wichtiges Sozial-Programm für
die einheimischen Santhals auf die Beine gestellt habe, das von der Europäischen Union
Hilfsgelder bekommen habe.
„Er war ein wunderbarer Mann mit großem Herzen
– sehr großzügig. Es gab hier in Nepal immer wieder mal Drohungen gegen Priester und
Kirchenleute, denn das ist ein mehrheitlich hinduistisches Land, und diese Extremisten
wollen Christen wie Moslems aus dem Land vertreiben. Das war die Drohung, aber wir
hatten eigentlich gedacht, dass dieses Problem mittlerweile gelöst wäre, denn wir
hatten mit diesen Leuten gesprochen. Jetzt haben sie aber doch noch einen Vorwand
gefunden, um ihn zu töten.“
Ob der Mord an Pater Prakash auch politische
Hintergründe hat, weiß Bischof Sharma nicht zu sagen.
„Nepal ist jetzt gerade
zu einem säkularen Staat erklärt worden. Die neue Verfassung, die gerade geschrieben
wurde, ist säkular. Hindu-König Gyandendra ist nicht mehr an der Macht, und das ist
keine gute Lage für die Hindu-Extremisten, denn bisher war Nepal das einzige Hindu-Königreich
der Welt: Jetzt werden ihnen die Privilegien genommen. Die gleiche Extremistengruppe
hatte vorher in Ostnepal eine Bombe am Ort eines islamischen Gebetstreffens platziert
– nicht weit vom Tatort des Mordes an Pater Prakash. Bei dieser Explosion wurden zwei
Moslems getötet. Also: Sie wollen Angst schüren und die Christen aus dem Land treiben...
was ihnen niemals gelingen wird.“