2008-07-02 09:40:36

Nepal: „Ein wunderbarer Mann“


Es ist eine traurige Premiere: Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte wurde in Nepal ein katholischer Priester ermordet. Der 62-jährige indische Salesianer-Pater und Schulleiter John Prakash ist zu Wochenbeginn offenbar Opfer eines Raubüberfalls geworden. Verdächtigt wird eine lokale Terrorgruppe. Nepals Bischof Anthony Sharma erzählt, dass Prakash in den letzten sieben Jahren ein wichtiges Sozial-Programm für die einheimischen Santhals auf die Beine gestellt habe, das von der Europäischen Union Hilfsgelder bekommen habe.

„Er war ein wunderbarer Mann mit großem Herzen – sehr großzügig. Es gab hier in Nepal immer wieder mal Drohungen gegen Priester und Kirchenleute, denn das ist ein mehrheitlich hinduistisches Land, und diese Extremisten wollen Christen wie Moslems aus dem Land vertreiben. Das war die Drohung, aber wir hatten eigentlich gedacht, dass dieses Problem mittlerweile gelöst wäre, denn wir hatten mit diesen Leuten gesprochen. Jetzt haben sie aber doch noch einen Vorwand gefunden, um ihn zu töten.“

Ob der Mord an Pater Prakash auch politische Hintergründe hat, weiß Bischof Sharma nicht zu sagen.

„Nepal ist jetzt gerade zu einem säkularen Staat erklärt worden. Die neue Verfassung, die gerade geschrieben wurde, ist säkular. Hindu-König Gyandendra ist nicht mehr an der Macht, und das ist keine gute Lage für die Hindu-Extremisten, denn bisher war Nepal das einzige Hindu-Königreich der Welt: Jetzt werden ihnen die Privilegien genommen. Die gleiche Extremistengruppe hatte vorher in Ostnepal eine Bombe am Ort eines islamischen Gebetstreffens platziert – nicht weit vom Tatort des Mordes an Pater Prakash. Bei dieser Explosion wurden zwei Moslems getötet. Also: Sie wollen Angst schüren und die Christen aus dem Land treiben... was ihnen niemals gelingen wird.“

(rv 02.07.2008 sk)








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