Österreich: Katholische Soziallehre ist „kritisches Korrektiv“
Die Grundsätze der Katholischen Soziallehre sind auch heute aktuell und können als
„kritisches Korrektiv“ im wirtschafts- und sozialpolitische Tagesgeschäft implementiert
werden. Dies betonte der Vizepräsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB)
und Vorsitzende der Fraktion Christlicher Gewerkschaftler (FCG), Norbert Schnedl,
bei einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) am Donnerstagabend
in Wien. In seinem Vortrag zum Thema „Generationengerechtigkeit – sinnvolle Verteilung
der Arbeit“ betonte Schnedl, am Anfang jeder auch politischen Überlegung müsse das
Bekenntnis zur unverletzlichen Würde des Menschen stehen. Politik auf der Basis der
Katholischen Soziallehre müsse die Chance des freien Marktes nutzen, jedoch dezidiert
die „Auswüchse eines völlig ungesteuerten Kapitalismus“ bekämpfen. Damit vertrete
das Modell der Katholischen Soziallehre eine „ausgewogene Mittelposition zwischen
Extremen“ und ermögliche einen „sinnvollen Ausgleich berechtigter Interessen sowohl
der Unternehmerseite als auch der arbeitenden Menschen“. Doch auch dem Konsumenten
komme eine „erhebliche sozial-ethische Verantwortung“ zu, so Schnedl weiter, da er
es durch sein Handeln und Konsumverhalten in der Hand habe, Wirtschaftsprozesse zu
beeinflussen und zu steuern. Die Kirche müsse in ihrer Verkündigung die Verantwortung
der Christen als Unternehmer, als Arbeitnehmer und als Konsument hervorheben, unterstrich
der FCG-Vorsitzende. Diese Verantwortung sei ein entscheidender Beitrag der Christen
zur Weltgestaltung im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils.